Halle schwärmt von Savannah

von 26. Oktober 2011

Seit vergangener Woche hat Halle (Saale) eine neue Partnerstadt. Mit der US-Küstenstadt Savannah in Georgia wurde vergangenen Donnerstag der Kooperationsvertrag unterzeichnet. Von ihrem viertägigen Besuch schwärmte die hallesche Delegation am Dienstag im Rahmen eines Pressegesprächs. Auch ein verpasster Flieger konnte diese Freude nicht trüben.

Neben Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados waren auch der Stadtratsvorsitzende Harald Bartl, der Geschäftsführer der Univations GmbH, Dr. Ulf-Marten Schmieder, der Direktor der Oper der Stadt Halle, Axel Köhler, die stellvertretende Amtsleiterin des Amtes für Wirtschaftsförderung der Stadt Halle und stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Halle International e. V., Dr. Petra Sachse, sowie der Leiter der Abteilung Marketing der Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH, Tristan Preuk mit dabei. Bis auf Bartls Flug entstanden der Stadt keine Kosten, die Stiftungen und Unternehmen hatten die Flüge bezahlt. Das Hotel in Savannah zahlte die neue Partnerstadt.

Jetzt gilt es, die neue Partnerschaft mit Leben zu erfüllen. 2013 soll es einen richtigen Aufschwung geben. Oberbürgermeisterin Szabados hofft beispielsweise auf einen Ausbau der Schülerpartnerschaft zwischen der Latina und Savannah. Schüler des Landesgymnasiums weilten bereits in den USA, nun soll es im Jahr 2013 einen Gegenbesuch geben. Auch für die Saaleschule wird nun eine Partnerschule gesucht.

Gleich in doppelter Funktion war Harald Bartl in Savannah – als Marktkirchenpfarrer und Stadtratsvorsitzender. So war er in der dortigen Kathedrale an einem Gottesdienst beteiligt. Auch mit dem überschaubaren Stadtrat traf er zusammen. Der besteht dort lediglich aus acht Abgeordneten. Eine Sitzung dort beginne ganz anders als in Halle. Hier lässt Bartl die Klingel läuten. Dort geht es los mit einem Gebet und einem Gruß zur Fahne.

„Wir waren von Anfang an überzeugt, dass die Partnerschaft für Halle ein Gewinn wird“, sagte Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen. Seine Einrichtung hatte einst die Verbindungen in die damals neue Welt hergestellt. Vor 277 Jahren wurden von Halle aus die ersten Pastoren geschickt. Halle könne viel von Savannah lernen, so Müller-Bahlke. Er will Vertreter der neuen Partnerstadt auch 2013 zum 350. Geburtstag von August Hermann Francke und den dann stattfindenden Feiern einladen. Einladen wolle man zudem Vertreter der anderen Weltregionen, in die Francke damals seine Missionare ausgeschickt habe.

Um die Wirtschaft hat sich Petra Sachse von der halleschen Wirtschaftsförderung gekümmert. Unter anderem stand ein Besuch des Hafens auf dem Programm, der viertgrößte in den USA. 12,5 Prozent des US-Containerexports würden über Savannah abgewickelt, so Sachse. Sie sieht viele Verbindungsmöglichkeiten nach Halle. Ein Ansatzpunkt für den Weinberg Campus seien beispielsweise die 19 universitären Einrichtungen rund um Savannah. Im Bereich Kunst, Medien und Design könne das MMZ eine Rolle spielen. Zudem habe sich Savannah eine WTC-Lizenz gekauft und werde ein World Trade Center einrichten.

Für den Weinberg Campus und die Universität war Ulf-Marten Schmieder von Univations in den USA. „Beide Regionen haben keine großen Konzernzentralen und beide sind auf einen gesunden Mittelstand angewiesen“, hob er die Gemeinsamkeiten beider Städte hervor. Kontakte habe man aufgebaut zu einem Internet-Games-Startup und einer Medizintechnik-Firma. Zudem wolle man Verbindungen knüpfen zum Georgia Institute of Technology. Viele Gespräche habe es mit den vier Universitäten der Region um Savannah gegeben. Schmieder sieht hier gute Ansätze für eine engere Zusammenarbeit mit der IT- und Kreativwirtschaft sowie der Kunsthochschule.

Was er in Savannah soll, war Operndirektor Axel Köhler zunächst nicht klar. „Dort gibt es kein Opernhaus.“ Er habe es einfach auf sich zukommen lassen. Alle Gesprächspartner hätten ihm den Direktor des Savannah Music Festival empfohlen. Drei Wochen lang gibt es hier jeden März ein buntes Programm vieler Sparten. Ein Künstleraustausch sei vorgesehen, das sei jedoch abhängig von den finanziellen Mitteln. Geplant sei zudem eine Zusammenarbeit mit dem Orchester der Kathedrale. Köhler kann sich eine gemeinsame Aufführung des Messias von Händel vorstellen. „Wir arbeiten daran, Nägel mit Köpfen zu machen.“

Elf Millionen Touristen und sieben Millionen Übernachtungen, das sind Zahlen von denen Halle nur träumen kann. Tristan Preuk vom Stadtmarketing führt das vor allem auf die Einmaligkeit Savannahs zurück mit viel alter Bausubstanz. Deshalb werde die Stadt oft auch für den Geschichtsunterricht genutzt.

Alles in allem zog Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados eine positive Bilanz. Vor allem habe man nicht das typisch deutsche Bild von Lederhosen und Sauerkraut bedienen wollen, sondern von Bildung und Kultur. Im Savannah sei man begeistert gewesen vom großen kulturellen Angebot in Halle. Durch Zufall habe man einen Salzladen gefunden, in dem es Salz aus aller Welt gibt. Nur das Halloren-Salz aus Halle fehlte noch, Kontakte wurden vermittelt. Ohne Probleme habe man auch die Hallorenkugeln in die USA bringen können.

Begeistert zeigte sich Szabados von den 24 Parks der Stadt. Doch auch die Sauberkeit habe sie beeindruckt. Nirgendwo habe Papier herumgelegen. „Die Mülleimer wurden hier auch genutzt.“ Zudem gebe es dort so gut wie keine Schmierereien.