Halles Konjunktur im Aufwind

von 27. April 2011

Die Krise scheint überstanden. Laut Industrie- und Handelskammer IHK Halle-Dessau steigt der Klimaindex weiter an und erreicht aktuell sogar das Niveau des letzten Konjunkturhochs von Anfang 2007. Anders als noch im letzten Quartal verbessern sich auch die Geschäftserwartungen. Damit zeige sich nach dem vorwiegend von der Geschäftslage getragenen Aufschwung der letzten Quartale eine stärkere Zuversicht der Unternehmen für die weitere Entwicklung. Auch die Investitionsabsichten ziehen laut IHK branchenübergreifend deutlich an. „Die in den letzten Quartalen überdeutliche Spreizung zwischen guter Lage und nachhinkenden Erwartungen vergrößert sich aktuell nicht weiter. Erstmals im laufenden Aufschwung befinden sich auch die Erwartungen der Unternehmen unter dem Stricht deutlich im Plus. Die lang anhaltende Skepsis löst sich auf. Die gefestigte Zuversicht sorgt für neue Investitionen in der Region“, so Danny Bieräugel, Referent für Standortpolitik der IHK. Auch die Lagewerte blieben trotz zum Teil saisonaler Eintrübungen auf einem hohen Niveau. „Die Befragung der Unternehmen zeigt: Der Aufschwung setzt sich ungemindert fort“, analysiert Bieräugel.
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Brockmeier warnt vor politischen Konjunkturrisiken: „Über den Aufschwung freuen wir uns. Ein großes 'Aber' indes betrifft die ‚große Wirtschaftspolitik’ in Berlin und Brüssel: Ihr fehlt es an Konstanz, um das Mindeste zu sagen. Der Umkehrschwung in der Atompolitik bringt dies exemplarisch zum Ausdruck. In der Gesundheitspolitik ist ein durchgreifendes Reformkonzept nicht erkennbar, ebenso in der Steuerpolitik. Die Verkehrspolitik wirkt wie Haushaltspolitik – stets auf der Suche nach neuen Einnahmen. Ob die Euro-Stabilisierung gelingt, steht dahin.“ Die Fortsetzung der „Politik des billigen Geldes“ der großen Zentralbanken tue ihr Übriges: Sie habe zur Finanzkrise beigetragen und werde keine Stabilität schaffen, so Brockmeier weiter. „Mit Löschpapier lassen sich Brände nicht bekämpfen. Hoffen wir auf Besserung – und auf eine gute Wirtschaftspolitik der neuen Landesregierung, das wäre schon was.“
Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen auf Seite 2:
[pagebreak]
Die Industrie bleibt im aktuellen Quartal solide auf dem erreichten hohen Niveau. Das Geschäftsklima ist angesichts leicht verschlechterter Lage und verbesserter Erwartungen weitgehend unverändert. Die Auftragseingänge sind erneut per Saldo positiv. Hier ist weiterhin konstantes Wachstum erkennbar. Die Einschätzungen zu Umsätzen und Gewinnen bleiben trotz leichter Rückgänge positiv. Der Auslastungsgrad erreicht mit 84,5 Prozent erneut einen sehr guten Wert. Die verbesserten Erwartungen resultieren aus weiter steigendem Absatz, am stärksten im Ausland. Die Absichten für Beschäftigung und Investitionen legen ebenfalls zu.
Im Baugewerbe gibt es eine deutliche Frühjahrsbelebung. Der Geschäftsklimaindex vollzieht einen deutlichen Sprung. Die Geschäftslage fällt saisonal bedingt etwas zurück – Auftragseingänge, vor allem aus dem öffentlichen Bau und dem Wirtschaftsbau werden aber deutlich besser als vor Jahresfrist bewertet. Die Auftragsreichweite steigt auf gut 15 Wochen. Hier sind verschiedene Sonderfaktoren am Werk: Neben den nachzuholenden Aufträgen aus witterungsbedingt ausgefallenen Bauarbeiten im letzten Quartal besteht noch ein hoher Auftragsbestand aus dem öffentlichen Bereich durch das Konjunkturpaket II und die nachgeholten Investitionen der übrigen Branchen. Die Geschäftserwartungen verbessern sich stark. Ein Großteil der Unternehmen geht von steigenden Umsätzen aus. Die dafür nötigen Kapazitäten sollen aufgebaut werden.
Das Dienstleistungsgewerbe hält sein gutes Niveau, der Geschäftsklimaindex läuft seitwärts. Die heterogene Struktur sorgt weiter für Stabilität. Die leicht getrübte Geschäftslage wird durch leicht verbesserte Geschäftserwartungen ausgeglichen. Die Verbesserungen bei den Unternehmensdienstleistern werden von den persönlichen Dienstleistern ausgeglichen. Die Branche insgesamt plant weiter zunehmende Investitionen.
Der Handel befindet sich weiter im Aufwind. Die Branche meldet erneut ein per Saldo positives Geschäftsklima. Dabei hält die Lage das gute Vorquartalsniveau. Gewinn- und Umsatzlage bleiben positiv. Aktuell verbessern sich auch die Geschäftserwartungen deutlich bis in den positiven Bereich hinein. Dies war zuletzt 1998 der Fall. Die Beschäftigungsplanungen und Investitionsabsichten erreichen nach Verbesserungen aktuell ausgeglichenes Niveau.

Im Verkehrsgewerbe zeigt die Geschäftslage Eintrübungen über ein saisonal übliches Niveau hinaus. Grund dafür ist die zuletzt deutlich verschlechterte Gewinnsituation der Unternehmen. Hier wirken sich die zuletzt stark gestiegenen Kraftstoffpreise negativ aus. Gleichwohl fallen die Geschäftserwartungen aufgrund optimistischer Umsatzerwartungen sehr positiv aus, so dass insgesamt ein Anstieg des Geschäftsklimas zu verzeichnen ist. Wie stark sich die Debatten um weitere Preiserhöhungen beim Diesel und die Maut auswirken werden, bleibt abzuwarten; positive Auswirkungen auf das zukünftige Geschäftsklima im Verkehrsgewerbe dürfte man jedenfalls ausschließen können.