Halles Wirtschaft wieder im Aufschwung

von 14. Juli 2010

Ist die Wirtschaftskrise überstanden? Die Unternehmen der Region Halle sehen nach Angaben der Industrie- und Handelskammer IHK einen Aufschwung. Das zweite Quartal 2010 bringt demnach kräftige konjunkturelle Verbesserungen. Der Geschäftsklimaindex kletterte auf einen zweistelligen Wert und bewegt sich somit seit Jahresanfang im positiven Bereich. Insbesondere die deutlich verbesserten Lageeinschätzungen sorgen aktuell für einen Anstieg. Die Erwartungen bleiben ebenso wie die Planungen für Beschäftigung und Investitionen zum Vorquartal unverändert auf einem ausgeglichenen Niveau. Positiv ist die Struktur der Entwicklung: So erreicht die Aufwärtsbewegung in Breite und Niveau fast alle Wirtschaftsbereiche. Wichtigster Wachstumsmotor ist die Industrie und hier vor allem der weiter steigende Export. Zu diesen Ergebnissen kommt die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) in ihrem aktuellen Konjunkturbericht.

„Eine breite Lageverbesserung und stabile Erwartungen zeichnen aktuell ein überraschend positives Bild der konjunkturellen Entwicklung im Süden Sachsen-Anhalts. Ausweislich der Stimmung der Unternehmer kann von einem neuen Aufschwung gesprochen werden. Der Klimaindex insgesamt ist auf halber Höhe zum letzten Höchststand Anfang 2007 und deutlich besser als in den zwölf Jahren zuvor. Die steigenden Auftragseingänge und Umsätze zeigen, dass die Rezession in den meisten Ländern der Welt beendet ist. Das so erfolgreiche Muster des letzten Aufschwungs wird erneut sichtbar. Die Industrie als Wachstumsmotor Nummer Eins läuft auf allen Zylindern rund. Die davon abhängigen Branchen ziehen mit etwas Verzögerung nach“, so IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel.

Nach Meinung von IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Peter Heimann hängen die weiteren Entwicklungen entscheidend vom Vertrauen in die Banken ab. „Die hiesigen Kreditinstitute haben für die Breite der Unternehmerschaft erfolgreich finanziert. Die jüngsten Einlassungen aus Brüssel zur Einführung eines Bankensicherungsfonds jedoch belasten vor allem die regionalen Banken in inakzeptabler Weise“, so Heimann.

Die Industrie läuft rund. Nach der Erholung übernimmt sie ihre alte Rolle als Wachstumsmotor. Erstmalig haben wieder alle Bereiche Anteil daran. Der Geschäftsklimaindex legt gegenüber dem Vorquartal noch einmal deutlich zu. Das per Saldo positive Niveau wird somit seit nunmehr vier Quartalen verteidigt. Die Geschäftslage erreicht einen überaus guten Wert. Die Geschäftserwartungen verharren auf dem Niveau des Vorquartals. Die Absichten für Beschäftigung und Investitionen verbessern sich dagegen. Beide Indikatoren belegen indirekt die aktuell hohe Industrieauslastung von über 80 Prozent.

Das Baugewerbe zeigt sich aktuell wieder fester. Nach dem witterungsbedingt schlechten Vorquartal verbessert sich der Geschäftsklimaindex deutlich. Die Lage hat sich vom Einbruch im Vorquartal erholt und macht einen Sprung zurück auf die Nulllinie. Steigende Umsätze und Auftragseingänge kommen aus dem Bereich des öffentlichen Baus und dem Wirtschaftsbau. Die Auftragsreichweite steigt auf 14,2 Wochen. Die Erwartungen werden ebenfalls besser eingeschätzt. Die Planungen für Beschäftigung und Investitionen bleiben vorerst aber zurückhaltend.

Das Dienstleistungsgewerbe zeigt sich stark. Der Geschäftsklimaindex verbessert sich gegenüber dem Vorquartal und auch dem Vorjahresquartal weiter. Nach vergleichsweise geringen Rückgängen im Krisenverlauf nimmt sie jetzt im Fahrwasser der Industrie am Aufschwung teil. Die Geschäftslage steigt auf hohem Niveau weiter an. Die Geschäftserwartungen sind verbessert, liegen aber weiterhin per Saldo unter der Nulllinie. Die Pläne für Beschäftigung und Investitionen sind aktuell ausgeglichen.

Im Handel herrscht wenig Bewegung. Der Geschäftsklimaindex verharrt auf dem Niveau des Vorquartals, liegt aber deutlich über dem Vorjahresquartal. Als einziger Wirtschaftsbereich gibt es hier aktuell keine ausgeprägte Verbesserung. Grund dafür ist der skeptische Blick in die Zukunft. Die Lage verbessert sich gegenüber dem Vorquartal. Die Erwartungen trüben aber wieder ein, was auch am negativen Terrain der Investitionspläne zu sehen ist.

Das Verkehrsgewerbe zeigt sich deutlich erholt. Der Geschäftsklimaindex verbessert sich im aktuellen Quartal erneut. Damit ist nunmehr seit einem Jahr eine kontinuierliche Erholung von den seinerzeit starken Einbrüchen im Verkehrsgewerbe gelungen. Es bleibt die Hoffnung, dass die Krise der Branche – ausgelöst durch gestiegene Kosten und Auftragseinbrüche – überwunden ist. Die Geschäftslage springt erstmals wieder über die Nulllinie. Die Geschäftserwartungen verbleiben leicht oberhalb der Nulllinie nahezu unverändert. Die Planungen für Beschäftigung und Investitionen verbessern sich erneut.