Internationales Universitäts-Seminar zu Auschwitz

von 10. Januar 2011

Die juristischen Fakultäten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Passau und der Universität Krakau veranstalten im Januar ein gemeinsames Seminar zu Auschwitz. Am 31. Januar reisen 40 Studierende der beiden deutschen Universitäten nach Auschwitz (Oswiecim), wo sie mit Doktoranden der Universität Krakau eine Seminarwoche verbringen werden. Ziel des internationalen Seminars ist es, ost- und westdeutsche Sichtweisen auf das Geschehen in dem größten Konzentrations- und Vernichtungslager des Nationalsozialismus mit rechtswissenschaftlichen Diskursen zu dieser Thematik in Polen zusammenzuführen.

Mit Auschwitz verbindet sich weltweit die Erinnerung an eine der Hauptstätten des nationalsozialistischen Genozids. Im Frühjahr 1940 befahl der Reichsführer SS Heinrich Himmler die Errichtung des Konzentrationslagers am Rande der Stadt Auschwitz im besetzten Polen. Nach heutigen Schätzungen wurden in Auschwitz in der Zeit von 1940 bis 1945 mehr als 1,35 Millionen Menschen ermordet.

Die Studierenden der drei Universitäten konzentrieren sich auf juristische Dimensionen der Ermordung: von der Ausgliederung, Enteignung und Verfolgung von Menschen unter rassischen Gesichtspunkten bis hin zu Gesetzen und Verordnungen, getragen von juristisch ausgebildeten Verwaltungs- und Regierungsbeamten, Richtern und Universitätsprofessoren.

Das Seminar wird in der am Rande des ehemaligen Lagergeländes gelegenen Internationalen Jugendbegegnungsstätte veranstaltet. Es umfasst Referate der Studierenden über historische und aktuelle Fragestellungen zum Holocaust und zur Bedeutung von Auschwitz sowie Besichtigungen der Gedenkstätte und Zeitzeugen-Gespräche.

Anschließend werden die Studierenden aus Halle und Passau mit den polnischen Kommilitonen zwei Tage lang Krakau besichtigen, einschließlich des in Teilen wieder hergestellten jüdischen Viertels im Stadtteil Kazimierz. Auf dem Programm stehen auch der Besuch des Galicia Jewish Museum und des vor wenigen Monaten eröffneten Museums "Schindlers Fabrik".

Der Reise geht am 14. und 15. Januar 2011 ein Vorbereitungsseminar voraus, in dessen Rahmen die hallischen Studierenden Gelegenheit haben, Prof. Dr. Max Schwab über seine Erfahrungen der 1930er und 1940er Jahre als jüdisches Kind in Halle und über die Deportation und Ermordung seines Vaters in Auschwitz zu befragen. Am Abend des ersten Seminartages wird der nicht öffentlich zugängliche Film "Jud Süß" (1940 unter der Regie von Veit Harlan gedreht) aufgeführt und diskutiert.

Dem diesjährigen Seminar sind 2006 und 2009 deutsch-polnische Seminare in ähnlichem Rahmen vorausgegangen. Das Seminar wird durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit (SdpZ) Warschau, die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (Hamburg), die Landeszentrale für politische Bildung in Bayern, die Stiftung Rechtsstaat Sachsen-Anhalt und die Universität Passau unterstützt und finanziell gefördert.