Konjunktur-Aufwind in der Region

von 20. Oktober 2010

Mehr Arbeitslose, steigende Kurzarbeit – diese Schlagwörter haben in den vergangenen Monaten die Wirtschaftsberichterstattung bestimmt. Doch soviel Zuversicht wie jetzt gab es lange nicht. Die Wirtschaft im Süden Sachsen-Anhalts befindet sich in einem starken Aufschwung, so die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Der Klimaindex steigt erneut an und liegt knapp unterhalb des letzten Höchststandes vom Frühjahr 2007. Damit hat sich der im letzten Quartal sichtbare Übergang von einer Erholung zum Aufschwung bestätigt. Die Lagewerte verbessern sich kontinuierlich auf einem guten Niveau. Die Erwartungen bleiben hinter dem deutlichen Lageaufschwung zurück und verharren auf dem Stand der beiden Vorquartale. Die Investitionsabsichten ziehen leicht an, die Beschäftigungsplanungen bleiben – wie schon seit Jahresbeginn – ausgeglichen und signalisieren insoweit Stabilität. Zu diesen Ergebnissen kommt die IHK in ihrem aktuellen Konjunkturbericht.

„Die rasche Erholung und der aktuell bemerkenswert dynamische Aufschwung dokumentieren eine solide Wettbewerbsfähigkeit der bundesdeutschen – und auch der regionalen – Wirtschaft“, so IHK-Geschäftsführer Dr. Thomas Brockmeier. Er verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass vor allem der Export industrieller Güter die Erholung getragen und auch den Beginn des Aufschwunges markiert habe. Auch Großhändler und Transportunternehmen würden zunehmend profitieren, gleichzeitig stiegen die Notwendigkeit und die Bereitschaft für Investitionen. „Davon profitieren Industrie und Baugewerbe. Zudem sorgt die robuste konjunkturelle Lage aktuell für steigendes Verbrauchervertrauen, das dem Einzelhandel und den personennahen Dienstleistungsunternehmen steigende Umsätze beschert“, so Brockmeier weiter.

Nach Meinung von IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Peter Heimann ist der Aufbau Ost erfolgreich durch starke staatliche Finanzierungsanstrengungen vorangebracht worden. Jetzt müsse man sich auf einen Wechsel der Antriebskräfte „vom gebendem Staat zum investierenden Unternehmer“ einstellen. „Die neuen Bundesländer stehen künftig in einem ganz normalen bundesstaatlichen Wettbewerb.“ Erfolgreiche Unternehmer bestimmten entscheidend den erreichten guten Entwicklungspfad und „Unternehmer brauchen Luft zum Atmen“, so Heimann weiter.

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:

Die Industrie kommt wieder deutlich zu Kräften. Der Geschäftsklimaindex verbessert sich weiter, getrieben durch eine sehr gute Geschäftslage. Der Auslastungsgrad steigt aktuell auf über 84 Prozent. Die Geschäftserwartungen dagegen stagnieren seit nunmehr drei Quartalen. Hier herrscht weiter Skepsis und bei der geplanten Beschäftigung entsprechende Zurückhaltung. Steigende Auslastungsgrade ermöglichen auch wieder zunehmend Investitionen, die Planungen der Unternehmen steigen hier leicht an und liegen per Saldo solide im positiven Bereich.

Das Baugewerbe meldet eine deutlich verbesserte Lage. Die Umsätze und Auftragseingänge insbesondere aus dem Bereich des öffentlichen Baus und des Wirtschaftsbaus sind per Saldo gestiegen. Der Geschäftsklimaindex verharrt auf Vorquartalsniveau leicht oberhalb der Nulllinie. Grund dafür sind wieder sinkende Erwartungen. Dies ist zum Teil saisonal üblich, darüber hinaus überwiegt aber, analog zur Gesamtwirtschaft, auch im Baugewerbe die Skepsis. Die Planungen für Beschäftigung und Investitionen bleiben demnach auch zum Vorquartal unverändert im negativen Bereich.

Das Dienstleistungsgewerbe bestätigt seine wiedererlangte Stärke erneut. Der Geschäftsklimaindex verbessert sich weiter. Dabei hält die Geschäftslage das sehr gute Niveau des Vorquartals, die Geschäftserwartungen verbessern sich bis auf die Nulllinie. Weitere Umsatzsteigerungen werden erwartet. Die Beschäftigungs- und Investitionspläne bleiben gegenüber dem Vorquartal weitgehend unverändert auf ausgeglichenem Niveau.

Der Handel erfährt aktuell eine überraschende Belebung. Der Geschäftsklimaindex steigt aktuell deutlich an und erreicht erstmals seit 1998 wieder ein per Saldo positives Niveau. Sowohl Lage- als auch Erwartungsbewertungen haben an dieser Verbesserung Anteil. Die Geschäftslage ist aktuell per Saldo deutlich positiv, die Geschäftserwartungen steigen bis auf die Nulllinie. Das wirkt sich auch auf die Planungen für Beschäftigung und Investitionen aus: Hier werden per Saldo erstmals seit langem wieder positive Werte erreicht.

Das Verkehrsgewerbe ist wieder zurück in sicherem Fahrwasser. Der Geschäftsklimaindex steigt weiter an und liegt deutlich über den Werten des Vorquartals und vor Jahresfrist. Die Erholung von den tiefen Einbrüchen scheint abgeschlossen, das Verkehrsgewerbe nimmt am aktuellen Aufschwung teil. Dabei legt die Geschäftslage bei deutlich gestiegenen Auftragseingängen weiter zu. Die Geschäftserwartungen bleiben nahezu unverändert zum Vorquartal auf der Nulllinie. Gleiches gilt für die Beschäftigungserwartungen. Die Investitionsabsichten legen dagegen weiter zu und sind per Saldo positiv.