Planungen für neues Proteinzentrum beginnen

von 19. November 2010

Im November hatte die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern ihre Zustimmung gegeben. Nun können die Planungen für das künftige "Proteinzentrum Halle" der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beginnen. Die künftigen Nutzer reichen nun ihre Vorschläge ein, wie der künftige Bau aussehen und welchen Anforderungen er genügen soll.

Der Forschungsneubau auf dem Weinberg-Campus, Ostdeutschlands zweitgrößtem Wissenschafts- und Technologiepark, wird eine Nutzfläche von 5370 Quadratmeter haben und rund 38 Millionen Euro kosten, die sowohl vom Bund als auch vom Land getragen werden.

Der Zeitplan bis zur Einweihung ist ehrgeizig: Bis spätestens Juni 2011 soll beim Kultusministerium Sachsen-Anhalts Bauantrag gestellt werden, der Baustart ist für Anfang 2013 geplant. Ende 2015 soll das Proteinzentrum eingeweiht werden.

Für den Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Professor Udo Sträter hat das Proteinzentrum eine herausragende Bedeutung für den Wissenschaftsstandort Halle: "Mit dem Bau wird der Forschungsschwerpunkt der MLU im Bereich Biochemie deutlich gestärkt. Die 13 Arbeitsgruppen aus drei Fakultäten sind zurzeit verstreut und unzureichend untergebracht. Künftig werden die Wissenschaftler unter einem Dach auch räumlich eng zusammenarbeiten – unter modernsten Voraussetzungen." Zwei Graduiertenkollegs und ein Sonderforschungsbereich sind an dem Forschungsbereich ebenso beteiligt wie das Protein-Kompetenznetzwerk Halle (ProNet-T³). Der Kanzler der Universität, Dr. Martin Hecht verwies dabei auf das wettbewerbliche Verfahren, in dem sich die Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vor einem Jahr beim Wissenschaftsrat erfolgreich durchgesetzt hatten: "Die Gutachter des Bundes haben neben Standorten wie Karlsruhe, Marburg und München auch Halle den Zuschlag gegeben."

Für Prof. Dr. Elmar Wahle, Abteilungsleiter Biochemie am Institut für Biochemie und Biotechnologie an der MLU bietet das künftige Proteinzentrum ein ideales Forschungsumfeld: "Charakteristisch für unser Forschungsprojekt ist ein hoher Praxisbezug. Durch eine zunehmende Zahl von Kooperationen mit Gruppen aus der Medizinischen Fakultät wird dies noch unterstützt", erklärte Wahle. "Der Forschungsneubau soll diese Entwicklung noch verstärken." Mit diesem hohen Praxisbezug hebe sich das Proteinzentrum von anderen deutschen Standorten ab.

Die herausragende Bedeutung des künftigen Proteinzentrums soll auch durch den Namen verdeutlicht werden, denn es wird den Namen von Charles Tanford tragen. Charles Tanford (1921-2009) wurde unter dem Namen Karl Tannenbaum in Halle geboren. Die jüdische Familie emigrierte 1929 nach England und änderte dort ihren Familiennamen. Charles Tanford erhielt seine akademische Ausbildung in den USA und verbrachte dort sein gesamtes wissenschaftliches Leben. Er war einer der Pioniere der physikalischen Chemie von Proteinen und führte insbesondere grundlegende Arbeiten zur Stabilität der Proteinstruktur durch.

"Mit der Bezeichnung "Charles-Tanford-Gebäude" ehrt die Martin-Luther-Universität einen ehemaligen jüdischen Mitbürger und einen Wissenschaftler, dessen Arbeiten für die Proteinforschung von fundamentaler Bedeutung sind", begründete Wahle diese Entscheidung.