Saalekanal als Ökonomie-Opfer

von 4. Mai 2011

Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD in Sachsen-Anhalt steht auch der Ausbau der Saale drin. Doch nun will der Bund den Saalekanal auf die Streichliste setzen. Das 100-Millionen-Euro-Projekt wäre damit nicht mehr zu stemmen. Doch kampflos will Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel das Aus nicht hinnehmen.

“Der Buhmann ist für die Apologeten des Saale-Seiten-Kanals und die Förderer der Elbeschifffahrt längst ausgemacht: Es sind Naturschützer und „grüne Spinner“. Und nun fällt ihnen ausgerechnet ein tiefschwarzer Bundesverkehrsminister in den Rücken”, bemerkt der Sprecher der Fraktion für Raumordnung und Landesentwicklung Dr. Uwe-Volkmar Köck. Ramsauer lasse sich offensichtlich “nicht wie seine zahlreichen Vorgänger von Versprechungen der Lobbyisten einwickeln zu lassen. Seine Argumente wirken wie ein Schlag in die Magengrube, denn sie sind rein ökonomischer Natur.”

Die Linken, die seit langem vor dem Bau warnen, fühlen sich nun bestätigt. Es gebe einen Trend zu immer größeren Schiffen. Die Neubauten der letzten Jahre seien alle größer 2.000 Tonnen, so Köck, “die Ausbauparameter von Saale und Seitenkanal sind auf einen aussterbenden Schiffstyp orientiert.” Daneben müssten die Güter gegen eine zu erwartende massive Gegenwehr vom LKW zurück erobert werden, so der Politiker. “Die Schifffahrt gerät in die Gefahr, in einen ruinösen Wettbewerb mit der Bahn getrieben und als Druckmittel für Preistreiberei missbraucht zu werden. Und nicht zuletzt verfügt die Bahn im Elbkorridor über Transportreserven.”

Hauptfeind des Elbeschiffers sei der Autobahnbau und nicht die Ökologie. Vor 100 Jahren hätten Schiffe bis zu 18 Millionen Tonnen im Jahr bewegt und einziger Konkurrent sei die Bahn gewesen. “Für 1937 stehen 15 Millionen Tonnen zu Buche. Da war das Autobahnnetz gerade im Aufbau begriffen. Da lassen Prognosen von fünf Millionen Tonnen für die Elbe und 2,5 Millionen Tonnen für die Saale mehr als Zweifel an der Rechtfertigung von Eingriffen in die Flussökologie und an der (Volks-)Wirtschaftlichkeit aufkommen”, so Köck.

Er schlägt deshalb ein Zukunftsforum für die Binnenschifffahrt im Elbstromgebiet vor. Gegenüber dem Bund sei einzufordern, die eingesparten Kanalbaumittel für Alternativen, z.B. eine Umstellung auf Schubbootverkehr, einsetzen zu können. “Wahrlich, ein weites Feld für Minister Webel.“