Vorerst keine Ehrung für Halles Retter

von 27. Oktober 2010

Seit Jahren schon zieht sich durch die hallesche Politik der Streit um eine Ehrung Felix Graf Luckner. 1995, 2001 und 2005 wurden schon darüber in Stadtratanträgen debattiert. Das sind die einen, die seine Verdienste um die Rettung von Halle im April 1945 würdigen wollen. Und auf der anderen Seite stehen jene, die in Luckner den Kinderschänder oder Nationalsozialisten sehen. Immerhin rückte zwischenzeitlich eine Ehrung in nicht mehr all zu weite Ferne. Doch zu einer am Mittwoch im Stadtrat angepeilten Entscheidung kam es nicht. Die FDP zog ihren Antrag zurück, als sich abzeichnete, dass es dafür keine Mehrheit geben wird und stattdessen einem Änderungsantrag von SPD, Linke und Grünen mehrheitlich zugestimmt werden könnte. “Um Schaden an der Person Luckners zu vermeiden”, ziehe man den Antrag “schweren Herzens zurück”, so der liberale Stadtrat Hans-Dieter Wöllenweber.

Mit seinen Antrag hätten auf der Gedenktafel Major a. D. Karl Huhold, Prof. Walter Hülse, Prof. Theodor Lieser, Felix Graf von Luckner und Dr. Nicolaus Weins erwähnt werden sollen. Im Änderungsantrag wären alle Namen weggefallen, es hätte zwar eine Gedenktafel für die Retter vor der Kriegszerstörung gegeben, aber eben ohne Namensnennung. Möglicherweise stellen nun Grüne, SPD und Linke ihren Antrag in der kommenden Ratssitzung.

Zuvor hatten es einige Wortgefechte um die Ehrung gegeben. Man sei es den damals handelnden Personen, den Hallensern und der Zukunft schuldig, an die Retter zu erinnern, meinte Wöllenweber. CDU-Rat Bernhardt Bönisch ergänzte, man wolle jemanden ehren der dafür gesorgt hat, dass Halle heute noch steht. An Änderungsantrag nannte er naiv. “Das ist eine naive Ausflucht weil Sie nicht wahrhaben wollen, was wahr ist”, so Bönisch. Damit meinte er die Befürworter des SPD/Grüne/Linke-Antrags. Insbesondere seinen Vorredner Erwin Bartsch. Der sprach sich ebenfalls für eine Ehrung aus, jedoch gebe es viel wichtigere Personen als jene von der FDP vorgeschlagenen.

Noch länger dauerte jedoch die Debatte um Formalien. Die Stadträte verzettelten sich in der Geschäftsordnung. Zuvor wollte Wöllenweber seinen Antrag zurückziehen. Das sei nicht möglich, weil dieser schon auf der Tagesordnung stehe, meinte Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados. Das Rechtsamt bestätigte sie in ihrer Auffassung. Die FDP sah das erwartungsgemäß anders. Es folgten Auszeiten und zynische Kommentare. Detlef Wend beispielsweise bot eine Brille an, mit der man um die Ecke schauen könne. Und einen Antrag auf Abschaffung aller Friedhöfe sowie der Einführung des ewigen Lebens. “Damit wird die Leute, die wir ehren wollen, noch fragen können.” Und am Ende fiel dann auch die Entscheidung: der Stadtrat beschloss mehrheitlich, dass die FDP ihren Antrag zurückziehen darf.

Die Tafel sollte am Uniring vor Haus Nummer 13 aufgestellt werden. Dort hatte Luckner einst gewohnt. Rund 2.600 Euro sollte die Gedenktafel kosten und aus Spenden finanziert werden.