Waschbären und Landwirtschaft machen Vögeln zu schaffen

von 9. Januar 2012

Wie entwickeln sich die Bestände der Vogelarten in unserem Land? Diese und andere Fragen beantwortet der aktuelle Jahresbericht zum Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt für das Jahr 2010, den die Staatliche Vogelschutzwarte Steckby als Teil des Landesamtes für Umweltschutz (LAU) zusammengestellt hat.

In Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Vogelkundlern im Ornithologenverband Sachsen-Anhalt (OSA) werden seit Jahren landesweite Daten zu den selteneren Brutvogelarten des Landes zusammengetragen und ausgewertet. Dabei zeigt sich, dass sich der Zustand der Vogelwelt in unserem Bundesland nicht pauschal beschreiben lässt.

Insbesondere bei einigen Arten, die in früheren Jahren stark gefährdet und daher auf den Roten Listen verzeichnet waren, konnten sich die Bestände inzwischen deutlich erholen. Zu diesen Arten zählen See- und Fischadler, Wanderfalke, Kranich, Schwarzstorch und Kormoran. Sie profitieren insbesondere von der nachlassenden Belastung der Umwelt mit hochtoxischen Pestiziden wie z. B. DDT, einem verbesserten Nahrungsangebot, dem gesetzlichen Schutz und der mittlerweile weitgehend eingestellten direkten menschlichen Verfolgung, so Klaus Rehda, Präsident des Landesamtes für Umweltschutz.

Die Bestände des Sympathieträgers Weißstorch wuchsen in Sachsen-Anhalt sogar leicht an, während sie in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, den beiden wichtigsten Storchenländern in Deutschland, stark rückläufig sind. Große Sorgenkinder des Naturschutzes sind die Vogelarten der Agrarlandschaft. Die Bestände der Wiesenbrüter Brachvogel, Rotschenkel und Kiebitz gehen von Jahr zu Jahr zurück und die Uferschnepfe konnte im Jahr 2010 erstmals überhaupt nicht mehr als Brutvogel in Sachsen-Anhalt gefunden werden. Nur mit einer deutlichen Extensivierung der Grünlandbewirtschaftung, verbunden mit einem aktiven Schutz der Bruten, werden sich die Vorkommendieser Arten in Sachsen-Anhalt erhalten lassen, so Rehda.

Das Beispiel der Wiesenweihe zeigt, dass auch in der Agrarlandschaft Erfolgsgeschichten im Vogelschutz möglich sind. Dank intensiver, mit europäischen Fördermitteln finanzierten Schutzmaßnahmen, insbesondere dem Suchen und Markieren der Nester sowie dem Aussparen der Nestumgebung von der Mahd konnte sich der Bestand dieses Greifvogels in Sachsen-Anhalt wieder erholen.

Auch durch die Zunahme einiger ursprünglich nicht heimischer Beutegreifer wie Mink, Marderhund und Waschbär werden die Bestände von Vogelarten beeinflusst. So nimmt der Bestand des Graureihers vermutlich hauptsächlich auf Grund von zunehmenden Störungen durch Waschbären ab.

“Ohne das ehrenamtliche Engagement vieler Vogelbeobachter und -schützer hätten wir wesentlich weniger Kenntnisse über die Vogelwelt Sachsen-Anhalts und etliche Vogelarten würden deutlich geringere Bestände aufweisen. Dieses Engagement und die hervorragende Zusammenarbeit der Freizeitornithologenmit dem amtlichen Naturschutz kann nicht hoch genug gewürdigt werden“, betont der Präsident des Landesamtes für Umweltschutz.