Zurück in die Urzeit

von 14. April 2003

Bis zum 4. Mai, so Direktor Dr. Harald Mellers, ist der Eintritt für alle Interessierten frei. In drei frisch sanierten Räumen im zweiten Obergeschoss des ehrwürdigen Hauses werden die Wurzeln europäischer Menschheitsgeschichte thematisiert. An einem originalgetreu aufgebauten Befundbett von Bilzingsleben lässt sich nicht nur die Ausgrabungssituation anschaulich nacherleben, es illustriert auch die ältesten bekannten Urmenschenfunde Mitteldeutschlands. Der homo erectus bilzingslebensis wird auf ein Alter von etwa 370.000 Jahren geschätzt. Genau 50 Jahre nach seiner Auffindung im Braunkohletagebau bei Wernsdorf im Geiseltal wird auch das Mammut von Pfännerhall wieder zu sehen sein, auf das die Hallenser schon gespannt warten. War doch das Tierskelett das Wahrzeichen der alten Ausstellung und damit jedem Kind ein Begriff. Der etwa 200.000 Jahre alte Koloss wurde nach neuesten anatomischen Erkenntnissen wieder aufgestellt. Kleinere Fehler der alten Rekonstruktion konnten dabei berichtigt werden. Das Skelett des bei seinem Tod ungefähr 60 Jahre alten Mammutweibchens ist immerhin 3,20 Meter hoch und 4,60 Meter lang. Nachdenklich sitzt ihm eine lebensechte Gestalt gegenüber und sinniert mit wachen Augen über die Vergänglichkeit der Welt: Das Modell eines Urmenschen, wie sie vielleicht vor 200.000 Jahren ausgesehen haben mögen. Im Nachbarraum kann der Besucher mit den Neandertalern auf Großwildjagd gehen. Dem Originalbefund eines Waldelefanten, der bei Gröbern (Landkreis Bitterfeld) vor 120.000 Jahren von Neandertalern zerlegt wurde, ist die Teilrekonstruktion des Vorzeitriesen gegenüber gestellt. Wütend stürmt er aus der Wand auf den Besucher zu. Viele der gezeigten Funde sind von europäischem Rang oder haben Weltgeltung. Dies gilt etwa auch für ein auf den ersten Blick völlig unscheinbares Stück Birkenpech von Königsaue bei Ascherleben. Erst bei genauerem Hinsehen offenbart sich die archäologische Sensation: Ein Neandertaler hinterließ darauf den ältesten Fingerabdruck der Welt. Archäologen, Restauratoren, Künstler, Graphiker – sie alle haben zusammengewirkt, um die Altsteinzeit im Landesmuseum für Vorgeschichte wieder lebendig werden zu lassen. Vorbei an Höhlenlöwe und Mammut, durch Siedlungsplätze und Jagdreviere wandert der Besucher durch die spannende und oft gefährliche Geschichte seiner Vorfahren. Die neu eröffnete Ausstellung ist erst der Beginn. Die übrigen Perioden der Vorzeit des Menschen werden in den nächsten Jahren nachfolgen. Man darf schon jetzt gespannt sein. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 9:00 bis 17:00 Uhr; dienstags von 9:00 bis 19:30 Uhr sowie am Wochenende von 10:00 bis 18:00 Uhr. (Quelle: Stadt Halle)