Initiative «Keine Bedienung für Nazis» erhält Luther-Preis

von 12. November 2012

Die Regensburger Gastwirte-Initiative «Keine Bedienung für Nazis» wird mit dem Zivilcourage-Preis «Das unerschrockene Wort» 2013 geehrt. Das gab die Jury am Samstag nach ihrer Sitzung in Eisleben (Landkreis Mansfeld-Südharz) bekannt. Die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung wird im Namen von 16 deutschen Lutherstädten alle zwei Jahre vergeben. «Alle Vorschläge wurden sachlich und konstruktiv diskutiert, die Wahl fiel nach zwei Abstimmungsrunden einstimmig aus», sagte die Juryvorsitzende, die Oberbürgermeisterin der Lutherstadt Eisleben, Jutta Fischer (parteilos).

Der Jury lagen am Ende insgesamt sechs Vorschläge zur Auswahl vor, darunter aus Wittenberg die russische Punkband Pussy Riot. Die Frauen hatten mit ihrer Kremlkritik im Februar in der Moskauer Erlöser-Kirche und ihrer Verurteilung weltweit Aufsehen erregt. Warum die Frauenband den Luther-Preis nicht bekommt, darüber wolle sich die Jury aus Gründen der Vertraulichkeit eben so wenig wie über die anderen eingereichten Vorschläge äußern, sagte Fischer. Der Preis wird am 13. April 2013 in Eisleben verliehen. 2011 hatten der Chefredakteur der russischen Tageszeitung «Nowaja Gaseta», Dimitrij Muratow, und die Redaktion die Auszeichnung bekommen.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche Bayern hatte die Initiative «Keine Bedienung für Nazis» für den Luther-Preis vorgeschlagen. Sie war im Sommer 2010 nach einem rassistisch motivierten Angriff auf einen Barkeeper eines Restaurant der Regensburger Innenstadt gegründet worden. Ihr gehören nun fast 150 Gastronomen aus Regensburg an. Auch Wirte in Bayern schlossen sich dem Beispiel an. Zudem wurde eine Broschüre «Rassisten werden hier nicht bedient» erarbeitet, die Gastwirten helfe, Nazis zu erkennen, hieß es.

Der Barkeeper habe mutig und couragiert eine junge Frau, die mit ihrem Kind vor dem Lokal von Rechtsextremen überfallen worden sei, geschützt. Die Nazis seien zwei Wochen später zurückgekommen und hätten den Mann zusammengeschlagen und das Restaurant verwüstet, sagte der Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

«Die Initiative der Wirte kommt aus der Mitte der Gesellschaft», sagte er. «Ich habe die Hoffnung, dass mit dem Preis 2013 für die Initiative eine Initialzündung für Deutschland ausgehen wird, dass noch mehr Menschen aus der Mitte der Gesellschaft zeigen, wir wollen keinen Rassismus und Rechtsextremismus, wir sind ein tolerantes, offenes Land», sagte der Landesbischof.

Mit dem Luther-Preis werden Menschen geehrt, die wie einst der Reformator Martin Luther (1483-1546) ihre Überzeugung mutig und standhaft gegen Widerstände verteidigen. Die Lutherstadt Wittenberg hatte für ihre Nominierung von Pussy Riot heftige Kritik aus den Reihen der evangelischen Kirche bekommen. Die Magdeburger Ex-Superintendentin Waltraut Zachhuber zog sogar ihre Kandidatur zurück. Der Wittenberger Theologe, Friedenspreisträger und Ex-DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer verurteilte die Art des Protestes von Pussy Riot als Gotteslästerung.