Akuter Handlungsbedarf zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt

von 1. April 2020

Zwei Prozent der befragten jungen Menschen gaben bei der Frage zum Geschlecht an, trans*, inter* oder queer* zu sein. Die sexuelle Orientierung der Befragten wurde nicht erhoben. 40 Prozent aller Befragten gab an, dass ihnen der Schutz der Rechte von LSBTIQ sehr wichtig und weiteren 29 Prozent eher wichtig ist.

11 Prozent (123 Personen!) der jungen Menschen gaben an, dass sie sich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung bzw. Geschlechtsidentität benachteiligt gefühlt haben. 31 Prozent der Befragten (9 Personen), die angaben, trans*, inter* oder queer* zu sein, stuften ihre eigene Gesundheit als schlecht bzw. weniger gut ein. 30 Prozent (9 Personen) der trans*, inter* bzw. queeren Jugendlichen waren selbst Opfer von Gewalt geworden.

Für das BBZ „lebensart“ e.V. erklärt hierzu Ants Kiel (Diplom-Pädagoge, Landeskoordinator Sachsen-Anhalt Süd für LSBTI-Belange):

Der 7. Kinder- und Jugendbericht Sachsen-Anhalt belegt mit der Befragung der Jugendlichen sowie der Fachkräfte einen dringenden Handlungsbedarf. Angezeigt sind vor allem:

• weiterhin unterschiedliche Maßnahmen für die gesamtgesellschaft-liche Anerkennung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt sowie den Abbau von homo- und transphober Diskriminierung und Gewalt,

• alle Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen sowie Schulen als Orte der Akzeptanz geschlechtlich-sexueller Vielfalt zu entwickeln,

• LSBTIQ-Jugendlichen Schutzräume zur Stärkung des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls anzubieten.

In den landesweiten Forderungen des Lesben-, Schwulen- und Queerpolitischen Runden Tisches Sachsen-Anhalt anlässlich der CSDs 2020 und im Entwurf des Arbeitskreises Queer Halle für einen Aktionsplan zur LSB-TIQ-Akzeptanz der Stadt Halle sind viele Aspekte bereits berücksichtigt.

Das BBZ „lebensart“ e.V. wird gemeinsam und abgestimmt mit unseren Kooperationspartner*innen in Sachsen-Anhalt (u. a. Lesben- und Schwulenverband, Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe, Jugendnetzwerk Lambda) sowie den Projekten1), die über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert werden, diese Herausforderungen und Aufgaben angehen. Wir werden auch deutlich machen, wo die Grenzen der derzeit zur Verfügung stehenden Ressourcen liegen.

Insbesondere in der Bildungsarbeit mit Kindern, Jugendlichen und beruflichen Multiplikator*innen sowie in der Beratung und Unterstützung von LSBTIQ und deren Angehörigen verfügen wir über vielerlei Kompetenzen und Erfahrungen, die wir weiterhin und verstärkt einbringen wollen.

1) – Kompetenznetzwerk zum Abbau von Homosexuellen- und Trans*feindlichkeit (Akademie Waldschlösschen, Bundesverband Trans*, LSVD Bund, Intersexuelle Menschen e.V.) – Bildungs_lücken schließen – Aufbau, Qualifizierung und Stärkung queerer Bildungsprojekte in strukturschwachen Regionen bundesweit (Queere Bildung e.V.) – Zukunft gestalten – geschlechtliche Vielfalt (er)leben (Trans-Inter-Aktiv in Mitteldeutschland e.V.)