Antlitz, Larve, Gesicht

von 22. November 2009

(nol) Seit der Frühzeit des Menschen schmückt, verkleidet, bemalt, verhüllt und verschleiert sein Gesicht oder den ganzen Körper. Die Maskierung ist ein kulturhistorisches Phänomen das beinahe für alle Regionen und Zeiten nachgewiesen werden kann. Archäologisch fassbar bleiben jedoch meist nur bestimmte Teile oder wenige Reste von Masken. Erst der Blick in die Ethnografie zeigt mit welcher Vielfalt an Federn, Knochen, Zahnschmuck, Holz- und Hornschnitzereien, Blättern und Blumen, Stoffen, Farbpasten, Lehmmodellierungen oder Leder- und Fellteilen zu rechnen ist.

Erstmals waren Masken der Vorzeit Thema einer Fachtagung von Archäologen, die vom 20. bis 22. November am Uniplatz in Halle stattfand. Der Kongress wurde vom Landesmuseum für Vorgeschichte veranstaltet und war der Auftakt für eine zweigeteilte Tagung, die in erster Linie der Vorbereitung einer geplanten Sonderausstellung zum Thema im Landesmuseum diente.

Archäologische Nachweise von Maskierungen der Altsteinzeit bis zur Zeitenwende um Christi Geburt wurden während eines Mammutprogramms aus zahlreichen Vorträgen thematisiert. Im nächsten Jahr wird laut Veranstalter der zweite Teil des Kongresses stattfinden, der sich vom 19. bis 20. November 2010 den Masken der Frühgeschichte ab der römischen Kaiserzeit bis in das Mittelalter widmen wird.

Der diesjährige Kongress machte deutlich, wie vielgestaltig das Verbergen des Antlitzes ausgeprägt sein kann, aber auch welch unterschiedliche Motivationen dahinter stehen. So kamen die Mischwesen aus Tier und Mensch der altsteinzeitlichen Höhlenmalereien, etwa von Lascaux und Altamira, im Kontext schamanistischer Geisterbeschwörung ebenso zur Sprache, wie die goldenen Portrait- bzw. Totenmasken des bronzezeitlichen Mykene. Aber auch jungsteinzeitliche Tonmasken und Idolplastiken aus Ost- und Mitteleuropa die im Rahmen von Ahnenkulten interpretiert werden, oder lehmmodellierte Schädel von Verstorbenen im Gebiet der heutigen Ukraine, wurden ebenso kontrovers diskutiert wie die Nachweise für Masken aus menschlichen Schädeln oder bizarre Schädelkulte bei der keltischen Latènekultur. Beinahe harmlos wirkten dagegen Gesichtsdarstellungen auf Urnen und andere ikonografische Belege aus der Bronzezeit Europas oder Theatermasken der griechisch-römischen Antike.

Den etwa 150 Gästen wurde ein spannendes Programm geboten das durchaus Lust auf mehr macht und viel für den zweiten Zeil des Kongresses verspricht.