Ehrenamtlich aus Passion

von 31. Januar 2012

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit herrscht in den Geschäften das gleiche Fiasko. Die Menschen suchen hektisch nach teuren Geschenken und lassen dann ein Vermögen hinter der Ladentheke, nachdem sie eine halbe Ewigkeit angestanden haben. Und vor Ostern ist es dann noch einmal das gleiche Spektakel. Oft wird kritisiert, dass unsere Gesellschaft fast ausschließlich kommerziell orientiert ist, nur noch der materielle Wert von Geschenken geschätzt wird, und dass wir den wahren Sinn solcher Festtage vergessen. Aber mal ganz ehrlich – hat auch nur einer dieser Kritiker je darauf verzichtet, seinen Kindern zu Weihnachten, Ostern oder zum Geburtstag etwas zu schenken? Wahrscheinlich nicht. Denn dann hätte es zu Hause vermutlich ein riesen Theater gegeben. Denken wir doch einmal darüber nach, wie es wäre, sich nichts leisten zu können und seinem eigenem Kind zu Ostern kaum mehr bieten zu können, als eine liebevolle Umarmung und vielleicht einen kleinen Schokohasen. Denken wir doch einmal darüber nach, wie es wäre, wenn jenes Kind sich darüber ehrlichen Herzens freuen würde, anstatt rumzujammern, weil es doch soooo dringend ein neues Fahrrad gebraucht hätte. Es klingt unmöglich, aber solche Kinder gibt es tatsächlich auch heute noch. „Ihr könnt euch wünschen, was immer ihr wollt!“, verkündete Beate Bechmann den bedürftigen Sprösslingen finanziell schwacher Eltern. Und beim Lesen der Wunschzettel war Sie gerührt von der Zurückhaltung der Kinder, die ja laut statistischer Analysen angeblich immer dreister werden mit ihren Weihnachtswünschen. Zu sehen, dass die Auswertungen hier mal falsch liegen und es auch in der neuen Generation noch bescheidene Kiddies gibt, die sich ein Arbeitsheft für die Schule, oder auch einen Schönschreibfüller wünschen, anstatt die Gelegenheit zu nutzen, durch neue Spielkonsolen endlich mit den Altersgenossen mithalten zu können. Diese Reserviertheit der Knirpse in Momenten, die sie zu ihren Gunsten hätten nutzen können, mit eigenen Augen zu sehen, war eines der schönsten Erlebnisse innerhalb der 25 Jahre, in denen Frau Bechmann bereits Geschäftsführerin der Volkssolidarität Halle / Saalekreis ist. Die Sanierung ihres Glaubens an die Menschlichkeit ist allerdings auch nötig gewesen, denn in den Geschäften beim Kauf der kleinen Präsente nicht mal einen marginalen Rabatt zu bekommen, da „die Eltern ja selber Schuld seien“, versetzt einem nach so viel Eigenengagement schon einen gewaltigen Schlag in die Magengrube. Und engagiert ist die Chefin trotz solcher Rückschläge und sich ständig verringernder wirtschaftlicher Hilfestellungen des Staates in jedem Falle. Die Unterstützung finanziell schwacher Kinder, die heutzutage in der Gesellschaft untergehen würden, liegt ihr besonders am Herzen. Und ohne diese Betreuung hätten wohl nur die Wenigsten von ihnen eine Zielsetzung für die Zukunft. Können die Eltern es sich nicht leisten, ihre Nachkommenschaft auf eine gute Schule zu schicken, muss deren Folgezeit darunter leiden. Bekommt man die Perspektivlosigkeit vorgelebt, fügt man sich in dieses Schema, ohne Hoffnung auf ein besseres Leben. Es sei denn, es gibt jemanden, der einem zeigt, dass man auch etwas erreichen kann, wenn man nicht so „coole Klamotten“ trägt und eine so teure Federmappe hat, wie die anderen Kids. Deshalb organisiert sie so viele Projekte mit Bildungsanstalten. Vor allem für Lernbehindertenschulen besorgt sie fehlende Lehrmaterialien für Schüler, deren Eltern nicht genug Geld haben um sie bezahlen zu können, und versucht eben diesen gestrandeten Kindern, die sich selbst noch nicht helfen können, den Weg zu ebnen. Bechmann: „Mit Liebe und viel Zuwendung ist das auch zu schaffen!“ Auch diejenigen, die den Glauben an ihr eigenes Potential schon aufgegeben haben, werden von ihr motiviert und gefordert. So zum Besipiel wird besonders leistungsschwachen Schülern ein Erlebnistag und eine Urkunde für besondere Anstrengungen versprochen, wenn sie sich verbessern und in der Schule mehr anstrengen. Dies sorgt bei den Kindern für einen regelrechten Wettbewerb: jeder will der Beste sein und das begehrte Zertifikat von der netten Frau mit den bunten Haaren verliehen bekommen. So steigern sie ihre schulischen Leistungen spielerisch und ohne das Interesse am Stoff zu verlieren. Auch Kindergärten und Anlaufstellen für gesellschaftlich Benachteiligte, wie das Haus der Wohnhilfe finden einen Platz in der to-help-list der Volkssolidarität. Wenn andere Institutionen sagen „Selbst schuld dass es mit denen so weit gekommen ist, da sollen sie doch selbst wieder rausfinden!“ schaltet sich das Mitgefühl von Beate Bechmann ein, und erst nach vollbrachter Arbeit und geglückter Fürsorge schaltet es sich wieder aus. Folglich werden auch die älteren Mitmenschen nicht vernachlässigt. Sowohl die Sozialstation als auch das Projekt Demenz-WG werden durch den gemeinnützigen Verein gefördert. Die Frau, die mit ihren quietschbunten Haaren ihr Markenzeichen stets mit sich trägt, hat sogar einen Besuchsdienst für Vereinsamte (hauptsächlich Senioren) ins Leben gerufen, da sie die Meinung vertritt, dass Einsamkeit die Menschen noch kranker macht, als sie es eh schon sind. Leider finden sich für diesen Dienst heutzutage kaum noch freiwillige Helfer, weil verständlicher Weise die eigenen Probleme vor denen der anderen stehen. Es ist ja auch schwer möglich, sich sozial zu engagieren, wenn das eigene Kind dringend die neue Jeans braucht, um auf dem Schulhof kein Außenseiter zu sein. Aber vielleicht finden sie demnächst ja doch mal eine halbe Stunde Zeit, sich über die Projekte der Volkssolidarität unter http://www.volkssolidaritaet.de/cms/-site-halle-p-1 mal etwas genauer zu informieren, und eventuell sogar die eigene Freizeit für freiwillige Hilfeleistungen zu opfern. Die Dankbarkeit der wahrhaft Bedürftigen ist sicherlich um Einiges rührender als Sie es sich vorstellen können.