Ehrendoktor für polnischen Kunsthistoriker

von 25. Oktober 2010

Am Montagnachmittag wurde dem Kunsthistoriker Prof. Dr. Jan Harasimowicz "in Anerkennung seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Kirchen- und Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit" die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) verliehen. Harasimowicz’ Schwerpunkte liegen einerseits auf dem Gebiet der Kunst- und Kulturgeschichte seiner Heimat Breslau (Wroclaw) und Schlesien, andererseits auf der Verbindung von Kunst-, Kirchen- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Das Verhältnis von Religion, Politik und (kirchlicher) Kunst hat Jan Harasimowicz in mehr als 100 Publikationen analysiert.

In seiner Begrüßung wies Udo Schnelle, Prodekan der Theologischen Fakultät, auf die früher sehr lebhaften Beziehungen zwischen Breslau und Halle hin. “Früher zog es viele Studenten von Breslau nach Halle”, so Schnelle. “Heute erinnerte daran noch das Schlesische Konvikt.” Der Prodekan regte an, dass die hallesche und die Breslauer Uni in Zukunft wieder stärker kooperieren. Ernste Ansätze gibt es schon, wie Unirektor Udo Sträter erklärte, der sich ebenfalls für eine Vertiefung der traditionellen Zusammenarbeit aussprach. Sträter verwies auf die bereits 7 stattgefundenen polnisch-deutschen Blockseminare hin.

In der Laudatio für Harasimowicz, die Rektor Sträter hielt, heißt es Bezug nehmend auf die wissenschaftlichen Arbeiten des Geehrten: "Die Publikationen weisen aus, dass hier nicht einfach ein Kunsthistoriker schreibt, der Kirchenräume, Ausstattungen oder Bildprogramme als 'evangelisch' bezeichnet, weil sie das sind oder waren, um sie dann weiter ausschließlich mit den Methoden seines Faches zu analysieren, sondern dass durchgängig die Theologie eine entscheidende Rolle bei allen Interpretationen spielt; insofern finden sich auch keine konfessionellen Grobunterscheidungen, sondern höchst präzise Differenzierungen."

Jan Harasimowicz ist 1950 in Breslau geboren, studierte von 1968 bis 1975 Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Breslau und ab 1978 Kunstgeschichte und der evangelischen Theologie an der Universität Zürich. Er wurde 1984 im Fach Kunstgeschichte promoviert zum Thema "Protestantische Kunst in Schlesien in den Jahren 1520-1650". Harasimowicz habilitierte sich 1991 zum Thema "Mors janua vitae. Schlesische Epitaphien und Grabmäler des Reformationsjahrhunderts". Seit 2003 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte der Renaissance und Reformation im Kunsthistorischen Institut der Universität Breslau.

Harasimowicz bekam zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2004 den Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen, 2005 das Goldene Verdienstkreuz der Republik Polen und 2007 den Ökumenischen Preis "Schlesischer Smaragd" der Evangelisch-Augsburgischen Diözese Kattowitz.