Es tut sich etwas in Halle-Neustadt

von 23. März 2009

Der erste Bauabschnitt ist abgeschlossen. Eine festliche Übergabe der Stadtverwaltung an die Bürger soll Anfang September erfolgen. Halle-Neustadts Tulpenbrunnen kann sich bereits jetzt wieder sehen lassen. Das gesamte gleichnamige Quartier, der dritte Wohnkomplex, soll in der Folge durchgestaltet werden..

Halle-Neustadt wird ähnlich einem Stadtteil im Süden der Saalestadt teilweise unterschwellig mit einem Negativ-Image belegt. Das geht sicher nicht von den Einwohnern Halle-Neustadts aus. Die Meisten mögen ihren Stadtteil und leben gerne hier.

Mittlerweile wird viel getan, die erhaltenswerten Kerne der Neustadt aufzuwerten. Im Rahmen des IBA Stadtumbaus 2010 in Sachsen-Anhalt startete die Stadt Halle ein neues Umgestaltungsprojekt „Sanierung des Tulpenbrunnens in Halle-Neustadt“.
Die 1978 vom Hallenser Künstler und Burgabsolventen Heinz Beberniß als Auftragskunstwerk geschaffene Brunnenanlage fristete im letzten Jahrzehnt ein marodes, trostloses Dasein. Auch die umliegenden größeren Geschäfte waren in einem längeren Dornröschenschlaf versunken.
Dabei fördern insbesondere Brunnen und Kunstwerke ein Herausbilden von Identität und tragen somit zur Stabilisierung eines Wohnquartiers bei.

Nun ist der erste Bauabschnitt abgeschlossen und das Ergebnis lässt hoffen, dass der Brunnenplatz wieder als Urbanität stiftender Kommunikationsraum mit angrenzenden Gewerbe- und Einkaufsmöglichkeiten von den Einwohnern und Gästen positiv als Zentrum eines immer attraktiver werdenden Wohngebietes erlebt wird.

Die ca. 5m hohe Brunnen-Tulpe mit hellen Natursteinblättern und Metallblüte als Wasserausströmer wird eingerahmt von einem Sandsteincarré mit Sitzbänken – ein Verweilpunkt für einen nachbarlichen Plausch oder als günstiger Ort für ein Rendezvous bzw. ein Date, wie man das heute nennt.
Wie sich die baumbestandene Kiesfläche entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Noch macht das Ganze einen sauberen Eindruck. Sicher ist es gewollt, dass sich mit der Zeit das eine oder andere Pflänzchen von selbst ansiedelt. Oder werden noch Tulpenzwiebeln gepflanzt? Gegenstand von Bürgerdiskussionen war die Entfernung von gewachsenem Grün, vielleicht versöhnt der gefundene Kompromiss.

Insgesamt bietet der Platz ein helles, freundliches und einladendes Bild, doch der Zustand der südlichen Häuserfront stößt weitgehend auf Unverständnis. Das ehemalige Blumengeschäft ist ein einziger Trümmerhaufen aus zerborstenem Glas und verrostetem Metall und verbarrikadierter ehemaliger Schaufensterfront. Die Hintergründe, weshalb sich an dieser Stelle so lange nichts verändern lässt, erschließen sich nicht ohne weiteres: Der Besitzer dieser verrotteten Immobilie befindet sich in Insolvenz und solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist, wird sich nach Auskunft der Projektbetreuer nichts ändern lassen. Wirklich nicht? Könnte nicht eine preiswerte Verhüllungsmaßnahme nach Art einer Potemkin`schen Dorf-Fassade diesen Widerspruch zur Gesamterscheinung des Brunnenplatzes vorläufig entschärfen? Zum Händel-Jubiläum sind in Halle mehrere solcher Verhüllungen angedacht oder bereits realisiert. Warum nicht auch hier?

Ärztehaus, Apotheke, Reisebüro, Friseur, Aerobic-Dance-Center, Gesundheits- und Fitnesscenter säumen schon lange den Brunnenplatz, sind Anlaufpunkte für verschiedenste Interessen und Geschäfte. Nun kommt hinzu, erfreulich vor allem für weniger mobile Anwohner, die Wiedereröffnung der jahrelang brachliegenden Kaufhalle als Pennymarkt mit Fleischer- und Backwarengeschäft. Sehr angenehm, alles ist nun barrierefrei erreichbar.

Der Halle-NeuStadt e. V. setzt sich mit allen Kräften für die Weiterentwicklung des Stadtteils ein und ist erfreut, dass sich dieser Umbauprozess beginnt mit den Bürgerinteressen zu verzahnen. Beispielsweise konnten interessierte Bürgerinnen und Bürger Tonfliesen für den Brunnen gestalten und formen, die später in das Ensemble eingebaut werden sollen.

Im III. Wohnkomplex beteiligte Wohnungsgesellschaften haben Folgemaßnahmen geplant, wie die interessante Sanierung des Wohnblocks an der dem Brunnenplatz anschließenden „Grünen Galerie“ mit den zahlreichen Plastiken und Grünanlagen. Für das gesamte Quartier verbessert sich die Wohnqualität erheblich. Der Eindruck für Besucher und Gäste wird Vorurteilen zum Stadtteil Halle-Neustadt keinen Raum mehr lassen.