Hallesche Rück- und Ausblicke

von 17. Januar 2012

Stadtwerke, HAVAG, HWG, Oper …in den letzten Jahren lud die Stadtverwaltung Halle (Saale) immer in städtische Einrichtungen zum Neujahrsempfang ein. Das war in diesem Jahr anders, wohl auch wegen der Kooperation mit den Wohnungsgenossenschaften. Im Steintor-Variete trafen sich am Dienstagabend Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, unter ihnen MDR-Intendantin Karola Wille, Schauspieler Peter Sodann, Oberkirchenrat Eberhard Grüneberg, Saalekreis-Landrat Frank Banner und Mark Powell, der neue Generalkonsul der Vereinigten Staaten von Amerika.

Wenn so ein Empfang schon gemeinsam mit den Wohnungsgenossenschaften ausgerichtet wird, dann darf der Stadtumbau in der Neujahrsrede von Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados natürlich nicht fehlen. 12.600 Wohnungen seien in Halle seit der Wende abgerissen worden, erklärte sie. “Wir haben aber auch gebaut und saniert”, so Szabados. Sie lobte die Lenkungsgruppe Stadtumbau, die von den früheren Oberbürgermeistern Klaus Rauen und Ingrid Häußler ins Leben gerufen wurde. Auf einem Bildschirm flimmerten die Jahresereignisse 2011 durch. Hochwasser, Nazi-Demo, Bombe. Doch es gab auch viel Grund zur Freude. Immerhin wurden Stadion und Koch-Schwimmhalle eingeweiht, das Nordbad saniert, ebenso erstrahlen 3 Schulen und 7 Kitas in neuem Glanz und auch die Klausbrücke wurde erneuert. Allein das Konjunkturpaket II hat in Halle Investitionen von fast 90 Millionen Euro ermöglicht.

Und auch wenn die Stadt Halle immer wieder über klamme Kasse klagt, so muss man doch eingestehen, dass sich einiges bewegt. Der Bauverein will ein Fachwerkensemble in der Mittelstraße sanierten, die WG Freiheit plant ein großes Neubauprojekt in der Niemeyerstraße und die HWG will das ehemalige Regierungspräsidium zu Wohnungen umbauen. Das Geistes- und Sozialwissenschaftliche Zentrum wird gebaut, einen “leichten Grünschimmer” gebe es laut Szabados für die Kraftsporthalle und auch eine “belebende Lochfüllung an der Spitze” sei zu erkennen.

In ihre Rede hob Szabados die Wissenschaft und die Bildung hervor, dies seien die Zugpferde für die Entwicklung der Stadt. Sie berichtete erneut von der geplanten Techniklinie 5 von Bad Dürrenberg nach Halle. “Ein Zug des Wissens, der Industriegeschichte im Wandel zeigt”, so Szabados. Genutzt hat das Stadtoberhaupt den Neujahrsempfang aber auch für ihr Lieblingsthema, die A143. Sie bat die Teilnehmer des Neujahrsempfangs, sich für einen Weiterbau der Autobahn mit einer Unterschrift stark zu machen. “Die A143 ist für die Region essentiell”, sagte sie. Und ganz zum Schluss kam es dann doch, das Thema Finanzen. Den nachhaltigen Sparkurs werde man fortsetzen, erklärte Szabados. Halle habe ein Einnahmeproblem, beklagte sie, und forderte die Landtagsabgeordneten zu einem Mut zur fairen Umverteilung auf.

Ein wenig konnte auch Finanzminister Jens Bullerjahn die Klagen der Stadt verstehen. Die großen Städte bräuchten mehr Unterstützung, weil sie Aufgaben für kleinere Kommunen mit übernehmen, sagte er. Doch er verteidigte auch den strikten Sparkurs des Landes. 2020 wolle Sachsen-Anhalt schuldenfrei und unabhängig sein, so Bullerjahn. Doch trotz nicht so prall gefüllter Kassen werde viel getan. Dies solle einmal stärker herausgestellt werden, warb Bullerjahn. Er kündigte zudem an, in diesem Jahr eine Konferenz mit den Finanzministern der anderen 15 Bundesländer in Halle abhalten zu wollen.

Unter dem Motto “Ein Gewinn für alle – die Genossenschaften” steht in ganz Deutschland das von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale Jahr der Genossenschaften. Und jeder vierte Hallenser wohnt in einer Genossenschaftswohnung. Die Wohnungsgenossenschaften sind also ein großer Player im Markt mit ihren 32.000 Wohnungen in Halle. 430 Millionen Euro hätten die Genossenschaften seit dem Jahr 2000 in ihre Bestände investiert, sagte Lutz Haake von der BWG. Spielplätze, Brunnen, Grünflächen – in den letzten Wochen war auch die Zukunft dieser städtischen Leistungen ein Thema. Denn die Stadt will die Genossenschaften mit ins Boot holen. Haake stellte klar, dass es keine Lösung sei, alle städtischen Aufgaben abzuwälzen. Doch werde man mit der Verwaltung diskutieren, ob bei bestimmten Aufgaben ein Engagement der Genossenschaften durchaus Sinn macht.

Ganz zum Schluss gab auch noch Steintor-Chef Rudenz Schramm einen kleinen Ausblick. Ein neues, größeres Foyer am Variete soll entstehen. Zudem plant er einen Durchgang von Steintor-Platz zum Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Zentrum, das hinter dem Variete entsteht. Auch ein Cafe ist vorgesehen.