(ens) Vergangene Woche hat HalleForum.de die geplante Schließung des Schulumweltzentrums in der Franzigmark öffentlich gemacht. Das Schullandheim soll wegen städtischen Angaben zufolge zu geringer Auslastung komplett geschlossen, die Ökoschule in die Frohe Zukunft verlagert werden.
Wir als Stadtelternrat haben uns mit unserer Forderung für den Erhalt am 18.12.08 mit einem offenen Brief an die Oberbürgermeisterin und am 14.05.09 im Bildungsausschuss an die Stadträte gewandt und eine Unterschriftensammlung initiiert, so Anke Triller und Thomas Sänger von Stadtelternrat. Über 2.800 große und kleine Hallenser hätten sich bislang mit ihrer Unterschrift für einen Erhalt ausgesprochen.
Am Wochenende hat HalleForum.de dann darüber informiert, dass Bildungsdezernent Tobias Kogge schon Nägel mit Köpfen macht und Absagen erteilt obwohl eigentlich noch der Stadtrat über die tatsächliche Schließung entscheiden müssten. Das bestätigt auch der Stadtelternrat. Demnach wird mitgeteilt, dass der Dezernent (Beigeordnete) Kogge, mit sofortiger Wirkung festgelegt hat, keine Nutzungsverträge für das Schullandheim Franzigmark mehr abzuschließen.
Die Stadtratsfraktion der Grünen will sich auch für einen Erhalt einsetzen. Wir haben bereits in der vergangenen Woche einen Antrag zur nächsten Ratssitzung eingebracht, mit dessen Annahme sich der Rat eindeutig zum Fortbestand der Franzigmark als Schulumweltzentrum in der jetzigen Form bekennen würde. Die Franzigmark ist durch ihre Lage in einzigartiger Weise für die Umweltbildung geeignet. Die von der Stadt vorgeschlagene Alternative, künftig die Grundschule Frohe Zukunft als Öko-Schule zu nutzen, halten wir für nicht tragbar, so Dietmar Weihrich, Vorsitzender der grünen Ratsfraktion.
In dem Antrag der Bündnisgrünen wird vorgeschlagen, die Franzigmark in freie Trägerschaft zu übergeben. Die Zuschüsse der Stadt sollen dafür für eine Übergangszeit in der derzeitigen Höhe an den freien Träger fließen und dann im Interesse der Haushaltskonsolidierung abschmelzen.
Scharfe Kritik übten die Grünen an der Vorgehensweise der Stadt, die auf eine Schließung durch die Hintertür ohne Beteiligung des Stadtrates hinausliefe. Das Zentrum gehört einfach zur Stadt Halle und darf nicht leichtfertig aufs Spiele gesetzt werden, nicht zuletzt da bessere Lösungen als eine Schließung realistisch sind, so Weihrich.
Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) wendet sich gegen eine Schließung. Er hat dazu einen offenen Brief verfasst. Diesen können Sie auf Seite 2 nachlesen:
[pagebreak]
Offener Brief NABU zur Schließung der Franzigmark
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großer Bestürzung haben wir aus der Presse erfahren müssen, dass die Stadt Halle (Saale) das Schulumweltzentrum Franzigmark schließen möchte und die Öko-Schule an die Frohe Zukunft verlagern will.
Wer jungen Menschen Wissen über Natur und Umwelt vermitteln will, der muss sie Natur erleben lassen. Natürliche Vorgänge erfährt man nicht als Theorie sondern in der Praxis. Das Gelände der Ökostation Franzigmark selbst bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, spontan und unter Anleitung Natur zu erfahren. Seit Jahrzehnten gibt es hier eine lebendige Tradition und eine Vielfalt pädagogischer Erfahrungen. Das ehemals militärisch genutzte Gebiet nördlich der Station wird voraussichtlich im nächsten Jahr Eigentum der NABUStiftung.
Die Fläche ist ein Schutzgebiet von europäischer Bedeutung und bietet mit seiner vielfältigen Naturausstattung Gelegenheit zum unmittelbaren Erleben der biologischen Vielfalt.
Der Naturschutz wird heute als Kulturaufgabe gesehen und das Verständnis seines Anliegens rechtfertigt auch die materiellen Aufwendungen, um möglichst viele Heranwachsende mit diesem Bildungsgut vertraut zu machen.
Der Traditionsbruch durch die Aufgabe des Schulumweltzentrums darf nicht stattfinden. Eine Öko-Schule in einem städtischen Wohngebiet ist kein Ersatz dafür. Wir lehnen die Schließung des Schulumweltzentrums Franzigmark im Interesse der Umweltbildung sowie der Kinder und Jugendlichen auf das Schärfste ab.
