Anonymes Flugblatt beklagt Sterben der City

von 31. Juli 2017

Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand hat sein persönliches Ziel bei der Rettung der Hochhausscheiben nach monatelangem Ringen im Stadtrat durchgesetzt. Doch Ende Juli 2017 kursierte ein anonymes Flugblatt, dass möglicherweise aus der Reihe innerstädtischer Händler kommt. Jedenfalls hoben die Verfasser auf den innerstädtischen Handel ab. In dem Flugblatt hieß es: “Erster Bürgerentscheid in Halle am 24.09.2017 / Hochhaus “Scheibe A” in Halle-Neustadt soll Verwaltungssitz des “Rathauses” der Stadt Halle werden! Der Stadtkern unserer Stadt wird Halle-Neustadt werden? Die Stadt plant 26 in der Stadt verteilte Standorte des “Rathauses”, wie zum Beispiel das Stadtplanungsamt vom Hansering 15, nach Halle-Neustadt in die “Scheibe A” zu verlegen. Das bedeutet das Sterben der Innenstadt Halle!!! Der Marktplatz ist dann nur noch Touristen-Attraktion. Davon können Gewerbetreibende der Stadt nicht leben! Den Dienstleistern der Innenstadt fehlen nicht nur die Arbeitsplätze von diesen 26 Standorten, sondern auch die Bürger, welche ihre Behördengänge in der Innenstadt erledigen müssen. Bitte wählt am 24.09.17 für unsere Innenstadt und nicht “Scheibe A”! Lasst nicht zu, dass eine florierende Innenstadt durch Fehlentscheidungen zerstört wird.”

Der Hinweis in dem Flugblatt auf den Kaufkraftverlust deckt sich mit der Ankündigung derer, die für die Scheibe A kämpfen, nur eben unter umgekehrten Vorzeichen. So las sich die Begründung auf der Unterschriftensammlung für den Bürgerentscheid zur Scheibe A durch den Halle-Neustadt-Verein, welche von Oberbürgermeister Bernd Wiegand auf seine Internetseite gestellt wurde, wie folgt: “Mit der Nutzung der Hochhausscheibe A als Verwaltungsstandort wird ein städtebaulicher Missstand beseitigt. Die Unterbringung von rund 450 Verwaltungsmitarbeitern in der Scheibe A steigert zudem die Kaufkraft für die Neustädter Passage deutlich. Die derzeitige Struktur der Verwaltungsstandorte der Stadt Halle (Saale) ist ineffizient und unwirtschaftlich, in 26 Verwaltungsgebäuden sind teilweise weniger als 20 Mitarbeiter untergebracht. Zudem ist der Investitions- und Instandhaltungsstau hoch. Durch die Belegung der Scheibe A kann die Zahl der Verwaltungsstandorte reduziert werden. Mögliche Bieter an einer voraussichtlich im September 2017 stattfindenden Zwangsversteigerung erhalten durch den Bürgerentscheid Planungssicherheit. Die Kosten zur Anmietung der Scheibe A werden vollständig durch die Aufgabe von Verwaltungsstandorten gedeckt. Das Einsparpotenzial von 41,1 Millionen Euro entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Betrag von 1,4 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung der notwendigen Nutzfläche von 11.532 Quadratmeter ergibt sich eine maximal wirtschaftlich finanzierbare Nettokaltmiete von 9,90 Euro pro Quadratmeter pro Monat. Der städtische Haushalt wird dadurch nicht zusätzlich belastet.”

Um die Zukunft der Hochhäuser Scheibe A, B, C und E geht es seit Jahren ohne Ergebnis (Hallelife berichtete). Nur die Scheibe D ist saniert und belegt. Die Scheibe C war immerhin das Finanzamt Halle (West), steht aber auch schon sehr lange leer. Die damalige Eigentümerin, das Land Sachsen-Anhalt, zog das Amt erst von der Scheibe C ins marode alte Stasi-Gebäude am Gimritzer Damm um und schließlich in den Neubau (mit Geschmäckle) am Hallmarkt, der weit mehr kosten wird, als die gerade aus Kostenargumenten heraus verworfene Sanierung und Wiedernutzung der Scheibe C. Nach diesem Verlust für Halle-Neustadt und dem (Kaufkraft-)Gewinn für Halles Altstadt könnte die Nutzung der Scheibe A in Halle-Neustadt auch als ausgleichende Gerechtigkeit gesehen werden. Wie die Diskussion ausgeht, entscheiden die Bürger am 24. September 2017.