Bäume pflanzen gegen den Kahlschlag

von 11. April 2009

(tor) Baumpflegemaßnahmen im Zuge der Verkehrssicherungspflicht sind zurzeit der Stadt liebste Beschäftigung. Oder wie sonst lässt es sich erklären, dass seit Monaten unzählige Bäume und Sträucher entlang des Saaleufers und auf der Peißnitz in Halle (Saale) durch die Kahlschlagaktionen der Stadt weichen mussten. Das Entsetzen über diese ökologisch äußerst bedenkenswerten Zustände, die derzeit in der Saalestadt scheinbar zur Tagesordnung zählen, angeordnet von Grünflächenamt der Stadt Halle, stand vielen der rund 60 Hallenserinnen und Hallenser sichtlich ins Gesicht geschrieben, als man sich am Karfreitag unter einer Initiative der Grünen Jugend, dem Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle e.V. sowie der Initiative „Pro Baum“ mit dem Motto „Bäume pflanzen statt abholzen“ zu einem Protestspaziergang zusammenfand. Andreas Liste vom Arbeitskreis Hallesche Auenwälder bot während des Spazierganges erschreckende Einblicke in die durchgeführten Eingriffe des Naturhaushaltes eines eigentlich doch streng geschützten Gebietes. Die Saaleaue bietet nicht nur Tieren wertvolle Lebens- und Rückzugsmöglichkeiten und stärkt somit die Artenvielfalt sondern ist auch das wichtigste Naherholungsgebiet der Stadt, schafft Arbeitsplätze durch den Tourismus und schütz nicht zuletzt seit Jahrhunderten vor Hochwasser.

Von der stetigen Abholzung gesunder Bäume ist leider nicht nur Halle betroffen. An großen Flüssen wie der Elbe und Saale erfolgen schon seit längeren umfassende Abholzungsmaßnahmen, teilweise in Form von Kahlschlägen, sowie der Verbau von Uferzonen. Die Gründe für den Einsatz der Sägekolonnen, die im Auftrag des Wasser- und Schifffahrtsamtes scheinbar keinen gesetzlichen Regelungen unterliegen, finden sich in dem schleichenden Ausbau der Saale zur Wasserautobahn wieder. Dabei sollte doch jedem schon längst aufgefallen sein, dass die Saale fast nie von Güterschiffen befahren wird. Die Schifffahrtstätigkeit beschränkt sich vielmehr auf den Tourismus und die Freizeit. Und wer von den Paddlern die auf der Saale unterwegs sind, hatte nicht schon einmal Angst von einem herunterfallenden Ast erschlagen zu werden! Trotzdem werden gesunde Bäume und Sträucher entlang der Saale und Elbe im Zuge der so genannten „Verkehrssicherungspflicht für den Güterverkehr“ gefällt.

Besonders auffällig ist auch, dass die Abholzungen in einer Phase äußerst hoher Marktpreise für Holz stattfinden. Da fällt es einigen schwer zu glauben, dass diese Maßnahmen dem Interesse der Schifffahrt dienen sollen.
Um gegen diese weder ökologisch, fachlich noch ökonomisch nachvollziehbaren Handlungsweise des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg ein Zeichen zu setzen wurde am Ende des Spaziergangs, zu dem sich auch die Bundestagsabgeordnete der Grünen Undine Kurth gesellte, von den Teilnehmern in der Nähe der prächtigen Pappel, von der nunmehr nur noch ein beeindruckender Stamm übrig ist, eine Esche und zwei Stieleichen gepflanzt. Die Hoffnung der Teilnehmer besteht darin, ein Umdenken beim Umgang mit Bäumen und Sträuchern zu bewirken. Statt den Bestand dieser beeindruckenden und besonders wertvollen Bäume zu reduzieren, sollte man sie achten und schützen denn nur eine grüne Stadt ist eine lebenswerte Stadt.