Benjamin Lorenz will das Leben eines Kindes retten

von 21. August 2012

In Deutschland erkranken jährlich etwa 600 Kinder neu an Leukämie. Während bei Erwachsenen etwa jeder Zweite geheilt werden kann, ist bei Kindern, je nach Leukämieform, mit einer Erfolgsquote über 75 Prozent zu rechnen. Mit über 80 Prozent ist die ALL, die Akute Lymphatische Leukämie, die häufigste Erkrankungsform bei Kindern.  Die Stefan-Morsch-Stiftung ist die älteste Stammzell-Spenderdatei Deutschlands. Unter dem  Leitmotiv “Helfen – Hoffen – Heilen“ bietet die Stiftung seit mehr als 25 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Das heißt, Menschen können sich hier als Spender registrieren lassen. Ihre Daten werden anonymisiert in das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD) eingetragen. 30 Dateien – wie die Stefan-Morsch-Stiftung- speisen die Daten der Spender dort ein, damit sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung stehen.Benjamin Lorenz ist derzeit Freiwillig Wehrdienstleistender im Marine-Arsenal in Kiel. Er hat sich Anfang 2011 bei einem Blutgruppenbestimmungstermin in Bremerhaven dafür entschieden, sich als potenzieller Stammzellspender in die Datei der Stefan-Morsch-Stiftung aufnehmen zu lassen: „Wenn man schon mal eine Nadel in der Vene hat, um sich Blut abnehmen zu lassen, dann kann man auch eine weitere Blutprobe für einen guten Zweck abgeben.“ Er ist übrigens auch Blutspender und trägt einen Organspendeausweis bei sich.Aus der Blutprobe(Knapp ein Fingerhut voll Blut)  werden die Gewebemerkmale des Spenders im hauseigenen Labor der Stiftung bestimmt und bei der Spenderdatei gespeichert. Mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich somit die Chance, dass einem leukämiekranken Patienten das Leben gerettet werden kann.Wenn im November seine Wehrdienstzeit zu Ende geht, will Lorenz sein Abitur nachholen und später studieren. Was? Das weiß er noch nicht, aber dass er ein hilfsbereiter Mensch ist, das ist jetzt schon klar. Die Stefan-Morsch-Stiftung hat ihn schon zum dritten Mal gebeten, sich als Stammzellspender zur Verfügung zu stellen: Für das Kind hat er sich im Herbst vergangenen Jahres Knochenmark aus dem Beckenkamm entnehmen lassen. Dann brauchten die behandelnden Ärzte später noch eine Leukozyten-Spende. Und jetzt im Juli wurden noch einmal Stammzellen aus dem peripheren Blut entnommen. Sieglinde Wolf, Ärztliche Leiterin der Entnahmestation der Stefan-Morsch-Stiftung, erklärt, dass es bei der Behandlung von Leukämien immer wieder Rückschläge geben kann, die erneute Stammzellspenden erforderlich machen können. Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Voraussetzung dafür, dass die Entnahme stattfinden konnte, war ein koordinatorischer Drahtseilakt: Die Mitarbeiterinnen der Stefan-Morsch-Stiftung  müssen einen mit der Transplantationsklinik des Patienten genau abgesprochenen Zeitplan mit dem Spender abstimmen. Der Patient, der dringend auf die Stammzelltransplantation angewiesen ist, muss zum exakt vorbestimmten Zeitpunkt diese Transplantation bekommen. Denn seine Therapie läuft parallel zur Vorbereitung des Spenders. Das Immunsystem des Patienten wird komplett ausgeschaltet – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Wenn er sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzell-Spende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet.  Benjamin Lorenz  hat einiges beiseitegeschoben, um diese Termine einhalten zu können. Aber für ihn war der Aufwand und die Strapazen keine Frage: „Kein Mensch hat so eine Krankheit verdient.“ Er würde wieder helfen, wenn er gebraucht wird.