Bewährtes und Neues im Riebeckstift

von 11. Januar 2011

(una) Wenn es um die Betreuung und Pflege älterer oder behinderter Menschen geht, sind entsprechenden Pflegeeinrichtungen oft die bessere Wahl für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Eine der Einrichtungen in Halle (Saale) ist die Riebeckstiftung. Vier Altenpflegeheime, zwei Pflegeinrichtungen der Behindertenhilfe, Tagespflegeplätze, eine Begegnungsstätte und Betreutes Wohnen, das sind nur einige der Felder auf denen die rund 400 Mitarbeiter der Stiftung tätig sind. 80 Prozent davon sind Frauen.

Dass die Stiftung auf dem richtigen Weg ist, zeigt sich an der konstanten Belegung der Plätze, so Andreas Fritschek, Vorstand der Stiftung. Es wird viel saniert, unter anderem werden seit dem vergangenen Jahr die Bewohnerzimmer modernisiert. Dem folgen die Wohnbereichsbäder und Dienstzimmer. Bis 2012 werden rund zwei Millionen Euro verbaut.

Wie alle Einrichtungen im sozialen Bereich hat auch die Riebeckstiftung ein Problem mit der Besetzung der Helferstellen durch den Wegfall der Zivildienstleistenden. Dem versucht man durch die Gewinnung von Ehrenamtlichen entgegenzuwirken. Und man hat Erfolg, so die Koordinatorin Diana Krannich. 24 Ehrenamtliche unterstützen bisher das Pflegepersonal. Die Altersspanne reicht von der 13-jährigen Gymnasiastin bis zum 69-jährigen pensionierten Musiklehrer. Und die Hilfe wird gebraucht. Denn rund 20 Prozent der Arbeitszeit gehen bei einer Pflegefachkraft alleine für den Papierkrieg (Dokumentation) verloren.

Ein erfolgreiches Projekt aus dem vergangenen Jahr wird weitergeführt, der „Palliativpass“. Sechs Monate wurden er in Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara in Halle erprobt. Er enthält alle wichtigen persönlichen krankheitsbedingten Daten des Patienten und eine kurze schriftliche Erklärung des Patientenwillens. Der „Palliativpass“ ist also die Kurzform einer Patientenverfügung, ersetzt diese nicht, aber befähigt den Arzt in kürzester Zeit handeln zu können. Er wird bereits in allen vier Altenpflegeheimen der Stiftung eingesetzt, so die Projektleiterin „Palliativpass“ Silke Stoeck. Und wie sinnvoll dieser Pass ist, kennt sie durch ihre Arbeit als Pflegedienstleiterin im Altenpflegeheim Akazienhof. Rund 150 Stiftungsbewohner besitzen einen solchen Pass bereits.

2010 schrieb die Stiftung erstmals ein Förderstipendium für Absolventen der Kunsthochschule „Burg Giebichenstein“ aus. Damals begeisterte die Designerin Carina Milbrandt mit Alltagshilfen für ältere Menschen, wofür sie ein Sonderstipendium bekam. Präzisiert sind inzwischen Hilfsmittel für die Nahrungsmittelaufnahme. Es gibt Göffel und Schieber, ein Arretierbrett und einen mobilen Getränkespender namens Drinky bereits in Digitaler Form. Letzteres stellte sie als Modell vor, jetzt werden Produzenten gesucht.

Aber nicht nur um die ältere Generation geht es demnächst im Riebeckstift. Dort, wo bisher der Klang von Kochtöpfen zu vernehmen war, haben jetzt die Handwerker das Sagen. Und wenn sie wie geplant im Mai weg sind, werden die Stimmen von Kindern zu den (wieder) neuen Geräuschen des Alltages im Riebeckstift gehören. Aus der Küche wird ein Kindergarten für 50 Kinder. Bei 80 Prozent weiblicher Belegschaft sei das auch ein Weg der Familienfreundlichkeit. Etwa 40 Mitarbeiterinnen sind zurzeit in der Elternzeit, die Einrichtung soll aber kein Betriebskindergarten werden, sie steht allen Hallensern offen. Auf die Idee des Kindergartens sei man durch das Altenpflegeheim in den Frankeschen Stiftungen gekommen. Dort habe man sehr gute Erfahrungen durch die Zusammenarbeit mit der Montessori-Schule sammeln können. Betreiber der Einrichtung ist allerdings die Stiftung nicht selbst. Das übernimmt die Outlaw gGmbH, die bereits mit 17 Kindertageseinrichtungen und einem Hort mit rund 2.000 Betreuungsplätzen in verschiedenen Bundesländern vertreten ist.