Bombenentschärfung: “Alltagsgeschäft”

von 27. Oktober 2011

250 Kilo schwer ist sie, beladen mit 70 Kilogramm Sprengstoff, seit 66 Jahren versteckt im Erdboden: eine amerikanische Fliegerbombe hat Halle (Saale) am Donnerstag ins Chaos gestürzt. Gegen 7:43 Uhr war der Sprengsatz bei Bauarbeiten in einem Hinterhof im Steinweg entdeckt worden. 20.000 Menschen mussten Wohnungen, Büros und Geschäfte im Umkreis von einem Kilometer verlassen. Um 18:30 Uhr dann die Entwarnung: Die Bombe ist erfolgreich entschärft worden.

Was für viele Hallenser ein aufregendes Ereignis war, war für den Sprengstoffexperten Jürgen Schmidt "eine ganz normale Entschärfung." Es habe keine großen Schwierigkeiten gegeben, der Zünder habe normal entfernt werden können. Das Schlimmste sei das Warten zuvor, so Schmidt, der sich die ganze Zeit auf die Bombe konzentrierte. Und so ging er auch bei seiner 83. Entschärfung routiniert ans Werk, drehte die zwei M100- und M103-Zünder mit einer Zange heraus. "Alltagsgeschäft", kommentierte Schmidt die Arbeiten. Allerdings berge solch eine Entschärfung durchaus Gefahren. So könnte der Deformator innen schon beschädigt sein und Sprengstoff auslaufen.

Zuhause angekommen, werde er nun erst einmal ein Bierchen trinken. Der 55-Jährige ist seit 26 Jahren Sprengmeister. Zuvor war er in einer Gaststätte tätig. Dort sei immer die Entschärfungstruppe essen gegangen und er begann sich, für diesen Beruf zu begeistern. Auch seine Frau unterstütze ihn dabei, so Schmidt.

Der Sprengsatz wird jetzt verladen und zur Entsorgung in die Altmark nach Hottendorf gebracht. Jürgen Schmidt erklärte noch einmal kurz, welche Sprengkraft der hallesche Fund in sich bergen könnte. Einen Trichter von 15 Meter Durchmesser und sieben bis acht Meter Tiefe könnte eine Explosion verursachen.