Bürger gegen Giftmüll

von 22. Juni 2010

Stippvisite am Kaliwerk Angersdorf. Eigentlich, so war ich der Meinung, wird hier um 17 Uhr eine Pressekonferenz stattfinden. Thema: Einlagerung von Giftmüll untertage. Ich musste mich belehren lassen: Die Pressekonferenz fand in Teutschenthal statt. Da stand ich nun mit meinem Fahrrad am eigentlichen Ort des künftigen Geschehens, und war doch falsch.
Also weiter, den Berg hinunter, nach Angersdorf. Hier angekommen, war ich natürlich viel zu früh dran, denn erst 18.30 Uhr würde die Bürgerversammlung beginnen.
Zeit etwas zu trinken, mich umzuschauen und eine Zigarette zu rauchen.
Reges Kommen und Gehen im Gemeindebüro machte mich stutzig. Eine Gruppe Kinder macht Lärm. Ich schaue genauer hin. Im Gemeindebüro werden Unterschriften gesammelt. Die Kinder organisieren eine kleine Demonstration, hupen, skandieren Sprüche.
Dann wird’s plötzlich heftig. Die Kinder besetzen den Schutzweg und sperren die vielbefahrene Straße. Einen Erwachsenen, der sich dafür verantwortlich fühlt, kann ich nicht entdecken. Es geht alles gut, diesmal. Doch wenig später, die Kinder werden übermütig, und besetzen die Straße weit weg vom Schutzweg, dreht ein Fahrer eines tiefergelegten Golf durch und fährt in die Kindergruppe. Nichts passiert. Diesmal noch nicht.

Dann begann so langsam das Getümmel.
Ein Fotograf erschien mit einem Klapperatismus, als müsste er täglich den Mond fotografieren – und zwar von innen. (Also Kinder, protestiert noch mal. Habt ihr gut gemacht. Und nun besetzen wir noch mal die Straße. Ganz große Klasse, Kinder!)

Große schwarze Autos mit MD-Kennzeichen biegen ums Eck. Wichtige Männer steigen ernsten Blickes aus. Die Presse, was man so kennt, ist auch da.
Die Gemeindesaaltüren werden geöffnet. Es kann losgehen. Ca. 350 Angersdorfer, Hollebener, Zscherbener, Hallenser quetschen sich rein. Bernhard Bönisch ist auch da. Na gugge ma.

Im Foyer kann man sich in eine Unterschriftenliste gegen die Einlagerung von Giftmüll eintragen oder persönlich eine Einwendung gegen die Dickstoffversatzanlage abgeben. Alles ist vorbereitet.
Es ist 19 Uhr, ca. 500 Unterschriften sind geleistet. Dabei hat man heute erst angefangen, so Bürgermeister Ralf Wunschinski auf Nachfrage.

Drinnen im Saal beginnen die Reden. So siehts aus in der Grube, die Firma hat die Sache im Griff, das ist die erste Anhörung, weitere sind geplant.
Frage an einen Teilnehmer: Was erwarten sie von dieser Veranstaltung? Antwort: Nichts!

Es ist dreiviertel acht, ich habe Hunger. Ich erspare mir den Rest und setze mich aufs Rad, schließlich habe ich noch zehn Kilometer Gegenwind vor mir.
Und wie ich so über die noch nicht offiziell existierende Straße zur A143 radle, überholt mich doch ein schwarzes wichtiges Auto mit MD-Kennzeichen. Yes we can!