Drei von zehn Vollzeit-Beschäftigten in Halle arbeiten zum Niedriglohn

von 28. Oktober 2019

Tausende Menschen hätten trotz langer Arbeitstage enorme Probleme, finanziell über die Runden zu kommen. „In Metzgereien, Bäckereien, Restaurants und Hotels ist der Anteil von Niedriglohn-Beschäftigten dabei besonders hoch. Hier müssen die Firmen endlich deutlich höhere Löhne zahlen“, fordert Most. Nach Angaben der Arbeitsagentur liegen bundesweit 53Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten im Lebensmittel- und Gastgewerbe unter der Niedriglohngrenze.

Eine Hauptursache für diesen Zustand ist nach Einschätzung der Gewerkschaft NGG die schwindende Tarifbindung. „Auch in Halle zahlen immer weniger Hoteliers und Gastronomen nach Tarif“, kritisiert Most. Die Folgen träfen die ganze Gesellschaft: Eine aktuelle Studie des DGB beziffert die finanziellen Ausfälle durch fehlende Tarifbindung in Sachsen-Anhalt – von Mindereinnahmen bei den Sozialversicherungen und Steuern bis hin zur niedrigeren Kaufkraft – auf 5,1 Milliarden Euro.

Um diesen Trend zu stoppen, müssten sich Firmen, die Mitglied im Arbeitgeberverband sind, an die mit der Gewerkschaft ausgehandelten Tarifverträge halten und armutsfeste Löhne zahlen. Nach Beobachtung der NGG nimmt die Zahl der Verbandsmitglieder, die aus der Tarifgemeinschaft ausscheren, seit Jahren zu.

„Außerdem muss es noch mehr Tarifverträge geben, zu denen ganze Branchen durch die Politik verpflichtet werden – gerade da, wo der Niedriglohnsektor wuchert“, so Most. Eine sogenannte Allgemeinverbindlichkeit könne vom Bundes- oder Landesarbeitsministerium erklärt werden. Am Ende komme es aber auch auf die Beschäftigten selbst an, betont die NGG. „Wer in der Gewerkschaft ist, hat nicht nur beim Lohn, sondern auch bei Urlaub und Arbeitszeit die besseren Karten.“

Das durchschnittliche Vollzeit-Einkommen liegt in Halle laut Arbeitsagentur bei 2.885Euro (brutto) im Monat – im Bundesschnitt sind es 3.304 Euro.