GDL bestreikt Privatbahnen

von 27. März 2011

Am Montag müssen Bahnreisende auch in Halle (Saale) wieder mit Behinderungen rechnen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ruft erneut zu Streiks auf. Die kleine, aber mächtige Gewerkschaft fordert für sämtliche Lokführer aller Bahnunternehmen einen einheitlichen Tarifvertrag. Bislang zahlen die privaten Bahnunternehmen deutlich weniger als die Deutsche Bahn.

Vom 28. März, 2.30 Uhr, bis zum 29. März, 2.30 Uhr sollen deshalb die sechs großen privaten Bahnunternehmen in Deutschland bestreikt werden. Betroffen von dem 24-stündigen Streik sind die Abellio GmbH, Arriva Deutschland GmbH, BeNEX GmbH, Keolis Deutschland GmbH & Co. KG, Veolia Verkehr GmbH und die Unternehmen der Hessischen Landesbahnen. Damit dürften in Halle die Verbindungen der Mitteldeutschen Regiobahn (MRB) nach Delitzsch und Eilenburg sowie die Harz-Elbe-Express-Züge nach Bernburg und Halberstadt/Vienenburg betroffen sein.

„Uns ist nicht bekannt, welche Strecken betroffen sein werden“, teilte die MRB mit. „Wir bedauern sehr, dass unsere Fahrgäste durch diesen Ausstand Wartezeiten und Unregelmäßigkeiten erdulden müssen." Man werde jedoch alles tun, um die Unannehmlichkeiten für die Reisenden so gering wie möglich zu halten.

Doch die GDL verteidigt den Ausstand. Immerhin liege das Angebot an die Bahnunternehmen schon seit sechs Monaten auf dem Tisch. Mit den privaten Schienengüterverkehrsunternehmen habe man den Rahmentarifvertrag für Lokomotivführer (BuRa-LfTV) bereits abgeschlossen, mit der Deutschen Bahn gerade verhandele man ihn gerade. Doch die sechs großen Privatbahnen (G6) würden sich diesen Verhandlungen noch immer verweigern. „Nur mit ihnen können jedoch den Wettbewerb über die Lohnkosten und die Angst vor Arbeitsplatzverlust bei einem Betreiberwechsel beendet werden“, so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky.

Die Verweigerungshaltung der G6 hätte nach sechsmonatigen Verhandlungen auch zum Scheitern geführt. Da diese bisher weder die Forderungen der GDL verhandeln wollen, noch substanziell unterlegte Angebote für die zu verknüpfenden Haustarifverträge vorgelegt hätten, würden die Lokführer durch ihre Streiks die passende Antwort geben und somit den Druck auf die Arbeitgeber weiter erhöhen. „Die Sturheit der Arbeitgeber führt dazu, dass der Tarifkonflikt erneut auf dem Rücken der Reisenden ausgetragen werden muss“, so Weselsky und weiter: „Wir hoffen auch weiterhin auf das Verständnis der Reisenden. Die Arbeitgeber lassen uns keine andere Wahl, als das Ziel gleicher Lohn für gleiche Arbeit mit einem Streik durchzusetzen.“

GDL-Forderung:
Die GDL fordert im BuRa-LfTV ein einheitliches Mindesteinkommen auf dem Niveau des Marktführers Deutsche Bahn (DB). Bei der DB fordert die GDL fünf Prozent mehr Lohn. Zu den Kernforderungen im Rahmentarifvertrag gehören eine Absicherung bei unverschuldetem Verlust der Fahrdiensttauglichkeit, beispielsweise nach Suiziden, und einheitliche Qualifizierungsstandards. Des Weiteren fordert die GDL Regelungen zum Betreiberwechsel im SPNV. So hat die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG) beispielsweise Ausschreibungen in Berlin und Brandenburg gewonnen. Lokomotivführer der DB hatten erstens keine Einstellungsgarantie bei der ODEG. Zweitens: Wurden sie tatsächlich eingestellt, müssen sie für bis zu 30 Prozent weniger Lohn auch noch zwei Stunden länger arbeiten. Die GDL fordert, dass künftig bei jeder Ausschreibung das Lohnniveau des BuRa-LfTV zugrunde zu legen ist. Bisher bestehende Tarifverträge sind stufenweise an dieses Niveau anzugleichen. „Die Lokomotivführer in der GDL werden jetzt auch in den Einzelunternehmen der G6 ein für allemal Schluss mit der Angst um den Arbeitsplatz und dem Lohndumping im Eisenbahnverkehr machen“, so Weselsky.