Gegenseitige Vorwürfe der Gewalt

von 22. Oktober 2015

Auf der Facebook-Seite der Gegenprotest-Veranstalter hieß es: „Leider gab es von Seiten des rechten Aufmarschs mehrere Angriffe auf Gegendemonstranten_innen, es wurden mehrere Personen verletzt.“ Die AfD wiederum veröffentlichte auf ihre Internetseite, was auch die Polizei bestätigte: „Gewaltbereitschaft war nur seitens der Gegendemonstranten gegeben und führte letztlich dazu, dass mehrere Helfer attackiert und zwei Fahrzeuge teils schwer beschädigt wurden.“

Nebst der gegenseitigen Vorwürfe stritten die politischen Lager am Tag danach auch über die Zahl der Teilnehmer auf Seiten der AfD und auf der Gegenseite. Jede Seite sah sich als Sieger. Hatte die Polizei der AfD 500 Teilnehmer zugeschrieben, sprach Sachsen-Anhalt-Sprecher André Poggenburg von auf seiner Facebook-Seite von „zirka 2500“. Er triumphierte: „Damit waren mehr als doppelt so viele Teilnehmer wie erhofft und angemeldet auf der Straße!“ Die AfD-Gegner von „Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage“ behaupteten hingegen, die AfD habe weniger Leute auf Halles Marktplatz gebracht, als geplant. Tatsächlich beanspruchten die AfD-Anhänger am Ende etwa die Hälfte des Platzes, der für sie abgesperrt worden war. Das Bündnis feierte sich: „Mehr als 1500 bis 2000 Menschen haben in der Innenstadt gleichzeitig an verschiedenen Orten gezeigt, dass sie nichts von Hass, Hetze und Rassismus halten und lautstark gegen die AfD protestiert.“ Die Polizei hatte von 1000 Teilnehmern gesprochen.

Auch am Montag kam es offenbar zu unschönen Szenen. Teilnehmer der Montagsmahnwache wurde sowohl auf ihrem Umzug durch Halles Innenstadt als auch auf dem Heimweg attackiert. In der Vergangenheit hatten sie einige ihrer Fahrzeuge bereits mit zerstochenen Reifen vorgefunden. Die Organisatoren der Gegendemo, die AfD, Endgame, Pegida und Montagsmahnwachen als identisch ansehen, waren dieselben wie die am Mittwoch. Die Mahnwachenteilnehmer wollen sich nun auch strafrechtlich gegen die pauschale Verurteilung als Faschisten und Antisemiten (gemeint sind Judenfeinde) wenden, wie sie unter anderem auf der Internetseite nohalgida.wordpress.com veröffentlicht wurde: „Seit 2014 gibt es in Halle die Montagsdemos, wo sich Antisemit*innen, Verschwörungtheoretiker*innen und Faschist*innen treffen.“ Auf der Facebook-Seite von „No Halgida“ wurde wiederum Teilnehmern der Montagsmahnwache, die nach Hallelife-Informationen zuvor bei den Friedenskundgebungen nie in Erscheinung getreten waren, Gewaltbereitschaft vorgeworfen. Demnach soll beim Marsch der Montagsdemo am 19. Oktober 2015 durch Halles Innenstadt Folgendes passiert sein: „Eine Gruppe Nazis brach aus der Demo aus und fing an, Jagd auf GegendemonstrantInnen zu machen. Zum Teil konnten sich die AktivistInnen nur äußerst knapp in Hauseingänge retten.“ Zu den Aggressionen bemerkte ein Forenteilnehmer auf „No Halgida“: „Ich finde die Hetze und Propaganda schlimm. Auf beiden Seiten. Es gab unter den Mahnwachen-Teilnehmern Hooligans Kategorie B, die Spaß am Krawall haben, aber sie waren eine Minderheit. Genauso wie es auf der Gegendemo Gewaltbereite gab, ebenso Minderheit.“