Halles Jugend engagiert sich

von 14. Dezember 2009

(ens) Jugendliche sind nicht daran interessiert, was in ihrer Stadt passiert? Stimmt nicht. Das beweist der Kinder- und Jugendrat (KJR), der 2002 ins Leben gerufen wurde. 20 junge Hallenser engagieren sich derzeit in dem Gremium. Am Montag trafen sie sich im Jugendamt zu ihrer zweiten Vollversammlung in diesem Jahr. Und dabei stand gleich eine wichtige Entscheidung an. Denn ein neuer Vorstand wurde gewählt. Mit einer deutlichen Mehrheit kürte der KJR Silvana Götze zu seiner “Chefin”. Die 19jährige hatte das Gremium in den letzten Monaten schon amtierend geleitet, weil der gewählte Vorsitzende Philipp Pieloth wegen Krankheit mehrere Monate ausfiel. Auch er hatte wieder kandidiert. Doch Silvana, die zur Zeit ein Freiwilliges Soziales Jahr “Politik” bei der Freiwilligenagentur absolviert, konnte mit ihrer Arbeit offenbar überzeugen. In dem kommenden zwei Jahren, so lange dauert ihre Amtszeit, will sie sich unter anderem für eine Stabilisierung des KJR einsetzen. Denn gerade die jüngeren Mitglieder lassen es oft an einer aktiven Mitarbeit mangeln.

Während der Vollversammlung zog der Kinder- und Jugendrat auch ein Fazit über die Arbeit des ausklingenden Jahres. So wurde an der Reilschule eine Schülerkonferenz zum Thema “fit für die Zukunft” organisiert. Hier gab es Workshops und Gesprächsrunden, und ein Konzept für ein Generationenhaus wurde entwickelt. Oft ein Thema: Mobbing in der Schule. Hierzu hat der KJR an der IGS, der KGS Humboldt und der Heinrich-Heine-Schule ein Anti-Mobbing-Projekt “Friede, Freude, Eierkuchen?“ ins Leben gerufen. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der EVH und der GWG. Das Ziel: Schülersprecher zu sensibilisieren. Festgestellt habe man dabei, dass es einen hohen Informationsbedarf gebe. Der soll nun durch eine Broschüre gestillt werden.

Auch die Politik war ein wichtiges Thema für den KJR, nicht zuletzt wegen der Wahlen in diesem Jahr. Zur Kommunalwahl wurde die Initiative “Blüten treiben Farben” ins Leben gerufen. In verschiedenen Jugendclubs gab es Gesprächsrunde mit Kommunalpolitikern. Zur Bundestagswahl wurde eine Podiumsdiskussion mit den Kandidaten organisiert. Und auch eine U-18-Wahl führte der Kinder- und Jugendrat durch. Seit September ist der KJR auch mit einem beratenden Sitz im Jugendhilfeausschuss präsent. Im Juli und Oktober traf sich der Kinder- und Jugendrat zum “Talk for future” mit Jugendamtsleiterin Katharina Brederlow und Sozialdezernent Tobias Kogge. Dabei wurde auch über Möglichkeiten gesprochen, wie man die KJR in politische Entscheidungen stärker einbinden kann.

In den Sommerferien hat der KJR ein Kletterwald-Camp organisiert. Das Ziel dabei: die Mitglieder des Rates sollten sich näher kommen, bessern kennen lernen. Das scheint funktioniert zu haben. Zumindest schätzen die Teilnehmer die Erfahrung als positiv ein. Noch nicht ganz so gut lief das Projekt “Bester Lehrer”. Die Resonanz war noch nicht ganz so gut wie erhofft. Nur wenige Schulen hatten sich beteiligt. Auf dem Paulusfest gab es Blumen für die von den Schülern ausgewählten Pädagogen.

Seit einem halben Jahr ist der KJR auch in der Silberhöhe aktiv, zunächst als Idee, seit 6. November mit 8 Mitgliedern auch offiziell. Und dort haben die Jugendlichen gleich das Kinderspiel “Mit Recht zum Ziel” entwickelt. Dabei sollen den Kleinen auf spielerische Weise die Kinderrechte näher gebracht werden. Beim 14. Bundestreffen engagierter Jugendlicher in Berlin konnte das Projekt sogar einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden.

“100 Bilder für Demokratie und Toleranz” ist ein Projekt, bei dem Kinder und Jugendliche sowie professionelle Künstler Bilder zur Thematik malen. Verschiedene hallesche Jugendeinrichtungen sind schon fleißig dabei. Eine Jury wird dann im kommenden Jahr die Sieger küren. In einer Ausstellung sollen die besten Bilder – auf Bauzaungröße – in der halleschen Innenstadt gezeigt werden.

Organisiert hat der KJR unter dem Motto “360 Grad – die Bibo rockt” eine kleine Geburtstagsfeier für die Jugendmediathek in der Stadtbibliothek. Musik einer Schülerband und einer Hiphop-Truppe gab es, außerdem eine Lesung mit Micha Kost von den Kiebitzensteinern. Beim Ehrenamtspreis “Engagiert für Halle” hat der KJR eine Unternehmenspatenschaft mit dem Autohaus Huttenstraße gewonnen. Und die Vorsitzende Silvana Götz durfte sich zudem beim Ehrenamtstreffen “Politik sagt Danke” in der Staatskanzlei in Magdeburg vorstellen.

Das wohl wichtigste Projekt für die Jugendlichen ist aber die Youthbank. 17.000 Euro für 17 Projekte wurden bereits ausgegeben. Dazu zähle ein internationales Weihnachtsfest, ein japanisches Weihnachtsfest, der Fotowettbewerb Zoom, ein Skate- und BMX-Contest am Thüringer Bahnhof, ein Buchprojekt der Astrolinos vom Planetarium, das Funsport-ABC als Infoveranstaltung für den Skatpark Neustadt und das Projekt der IGS “Schüler erforschen Lebenswelten”, bei dem Schüler im Pflegeheim Martha-Haus mit den Heimbewohnern redeten. Doch die Youthbank steht vor einer ungewissen Zukunft, nachdem sich die Deutsche Bank-Stiftung zurückgezogen hat. Auf Bundesebene wurde nun ein Verein gegründet. Und vor Ort in Halle ist man aktuell auf der Suche nach unterstützenden Unternehmen. “Unser Ziel ist es, die Youthbank weiter bestehen zu lassen”, sagte KJR-Vorsitzende Silvana Götz.

Der Fortbestand der Youthbank ist also ein zentrales Thema im kommenden Jahr. Doch auch die Spielplatzdetektive sollen in eine Neuauflage gehen. Kinder sollen dabei die halleschen Spielplätze unter die Lupe nehmen und benoten. Den ersten Durchlauf gab es im Jahr 2007. Doch die Ergebnisse sind so langsam veraltet. Außerdem will der KJR im nächsten Jahr fünf aktive Sozialraumteams einrichten, Ideenkonferenz durchführen und auch konkrete Projekte in den einzelnen Sozialräumen starten. Für jeden der fünf Sozialräume stehen dabei über den Lokalen Aktionsplan 1000 Euro zur Verfügung.