Knobi, Bier und lange Schlange

von 27. Mai 2015

Weil die Technik versagt, spricht Böhnke zunächst frei. Schnell ist die Überzeugung der Festorganisatoren erklärt, dass diejenigen gesund durch das Jahr kommen, die im Mai Knoblauch essen. Dank geht an die Unterstützer und die Sänger und Musikanten der Hallesaaler. Für letztere greift Böhnke, der in Halles Stadtverwaltung das Dienstleistungszentrum Familie leitet und sich zuvor durch gründliche Recherchen und Publikationen zu weniger bekannten Teilen hallescher Stadtgeschichte einen Namen machte, nochmals zum Bier als Wiedergutmachung für die Ansage des falschen Namens. Prompt folgt ihm Schulz, der unter anderem mit seiner Anti-Graffiti-Kampagne als einstige Vorsitzender der Jungen Union in Halle bekannt wurde, mit eben diesem Versprecher.

Knoblauch aus China „duftet“ auf den Tischen und schwimmt in der Suppe. Bei Biofleischer Hündorf stehen die Leute nach Bratwürsten und Steaks wie zu DDR-Zeiten nach Bananen. Geduld ist gefragt, hier scheint sie vorhanden zu sein. Körbchen mit Knoblauchzehen machen die Runde und eine Spendenbox, natürlich in Knoblauchform. Die Hallesaale haben sich dicke Knoblauchknollen umgehängt. Die Knobi-Vereinsmitglieder tragen schwarze Anzüge und Zylinder. Deutlich nach Veranstaltungsbeginn erscheint Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand. Er ist mit seiner Referentin Sabine Ernst von der Stadtratssitzung, die in der Regel jeden letzten Mittwoch im Monat stattfindet, zur Würfelwiese geeilt. Nun begrüßt er die Gesellschaft, würdigt er die Organisatoren und freut sich auf Gespräche mit einigen Stadträten, die ebenfalls vor Ort sind.

Bei Facebook hatte die Knoblauchsmittwochsgesellschaft zu Halle an der Saale zum Knoblauchsmittwoch 2015 nur 127 Likes. Dafür war ihr alljährlicher Veranstaltungshöhepunkt sehr gut besucht, besser als 2014, obwohl schon da eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr gefeiert werden konnte. Für jeden traditionsbewussten Hallenser ist das Fest ein Muss, denn seine Entstehung reicht immerhin ins 17. Jahrhundert zurück. Nach dem Verbot der volkstümlichen Zusammenkunft an der Saale vergingen 132 Jahre, bis sie 2002 erstmals wieder stattfand. Allerdings hatte die Knoblauchsmittwochsgesellschaft ihre liebe Not damit, sich auch gegenüber der Stadtverwaltung durchzusetzen. Inzwischen koexistiert man friedlich. Halles OB hat sogar die Schirmherrschaft übernommen und das tut er, wie einige andere Vereine bereits leidlich erfuhren, nicht immer. (SB)