Peißnitzexpress feierte Fünfzigsten

von 12. Juni 2010

Lokführer werden. Der Traum vieler Jungs und Mädchen. Beim Peißnitzexpress können sie diesem Traum ein wenig näher kommen – und das seit 50 Jahren. Am 12. Juni 1960 nahm die kleine Parkeisenbahn auf der Peißnitz als achte Pioniereisenbahn der DDR ihren Betrieb auf. Seitdem können sich hier Kinder ab 10 Jahren zum Mini-Eisenbahner ausbilden lassen. Doch dabei bleibt es meist nicht. 200 der bislang 2.400 ausgebildeten Schüler sind später zur “großen” Bahn gewechselt und haben dort eine richtige Ausbildung zum Eisenbahner gemacht.

Am Samstag wurde nun das Jubiläum groß gefeiert. Natürlich zum Auftakt erstmal mit offiziellen Reden, unter anderem von Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann, HAVAG-Geschäftsführer Francois Girard und Vereinsvertretern. An die wechselvolle Geschichte wurde erinnert. An den Namenswechsel nach der Wende. An die klammen Stadtkassen. Und an das größte Problem, das Hochwasser der Saale. Deshalb mussten auch in diesem Jahr die anfälligen Loks gerettet werden, wurden im HAVAG-Betriebshof Rosengarten untergebracht. Denn auch die Hallesche Verkehrs AG gehört zur Geschichte dazu. Seit drei Jahren betreibt sie die Parkeisenbahn. Die Stadt war diesen Weg gegangen, um Kosten zu sparen. Doch dass es überhaupt seit Jahren weitergeht, ist vor allem dem Engagement des Fördervereins mit aktuelle 29 Mitgliedern zu verdanken, der zahlreiche Sponsoren auftreiben konnte – zum Beispiel um die Akku-Sätze der roten und grünen Lok auszutauschen.

Nach den offiziellen Reden wurden die Messer gewetzt. Die Naschmadame hatte eine große Geburtstagstorte gezaubert. Im Anschluss lud die orangefarbene Lok, welche 1960 die Eröffnungsfahrt durchgeführt hat, zur ersten Jubiläumsfahrt des Tages ein. Sie wurde in den letzten Wochen in der HAVAG-Werkstatt restauriert. Im Schlepptau hatte die Lok noch immer die Wagen, die einst extra für die Peißnitz im VEB Waggonbau gebaut wurden. Traditionell natürlich ohne Dach. Das aber machte den Jubiläumsgästen trotz zwischendurch immer wieder heftig werdender Regenfälle nichts aus. Sie spannten einfach die Schirme auf.

Auch am Sonntag wurde weitergefeiert. Geburtstagsfahrten, Mitfahrten auf der Lok und auf dem Schienenfahrrad standenauf dem Programm. Außerdem konnten der Lokschuppen und die Stellwerke besichtigt werden. Zudem gab es eine kleine Ausstellung über die Geschichte der 1960 eröffneten Parkeisenbahn. Rund um den Bahnsteig wurden unter anderem Mal- und Bastelstraßen aufgebaut, durfte am Glücksrad gedreht, sich auf dem Fahrradparcours erprobt, auf dem Pferd geritten, auf dem wikiwiki mamokupini gehüpft und getobt und reichlich geschlemmt werden. Außerdem drehte neben dem Bahnsteig ein Miniaturnachbau der Parkeisenbahn ihre Runden.

Und vielleicht entscheidet sich ja auch der ein oder andere kleine Besucher, selbst mitzumachen. Derzeit sind 7 Schülerinnen und Schüler dabei. Drei Jahre dauert die “Ausbildung” beim Peißnitzexpress. Los geht’s mit der Theorie, danach darf man sich als Schrankenwärter, Schaffner oder Fahrkartenverkäufer versuchen. Im zweiten Jahr folgt die Weiterbildung zum Zugführer und zur Aufsicht. Und die Ausbildung zum Fahrdienstleiter erfolgt im dritten Dienstjahr. Damit dürfen die kleinen Eisenbahner das Stellwerk bedienen.