Richtkranz schwebt am Jägerberg

von 18. Mai 2011

Die Bauarbeiten am neuen Hauptsitz der Leopoldina in Halle (Saale) schreiten voran. Am Mittwochmittag wurde Richtfest am ehemaligen Tschernyschewski-Haus gefeiert. Das Gebäude auf dem Jägerberg wird derzeit für fast 17 Millionen Euro mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket sowie Eigenmittel der Leopoldina saniert. Der neue Standort soll der Leopoldina, die seit drei Jahren Akademie der Wissenschaften ist, ein renommiertes Gebäude bringen, das auch für prestigeträchtige Veranstaltungen bereitsteht. Unter anderem wird das Kaminzimmer zu einem Vortragsraum für 180 Personen umgebaut. Die historische Stuckverzierung wird konserviert. Wiederhergestellt wurden die drei Bogenfenster im Erdgeschoss. Die Fassade glänzt in einem strahlenden Weiß und ist schon von Weitem sichtbar. Die Leopoldina bekommt künftig als Anschrift „Jägerberg“. Der Stadtrat muss aber noch zustimmen.

Zum Richtfest gekommen waren zahlreiche Politiker und Wirtschaftsvertreter, darunter Bundes- und Landtagsabgeordnete, Stadträte sowie Staatssekretäre. Leopoldina-Präsident Jörg Hacker sagte, dass man das neue Haus auch für die Öffentlichkeit zugänglich machen wolle. So seien auch öffentliche Vorträge vorgesehen. Der jetzige Hauptsitz in der Emil-Abderhalden-Straße solle ein internationales Begegnungszentrum werden.

Cornelia Quennet-Thielen, Staatsekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, sagte, „bei strahlendem Sonnenschein können wir an diesem strahlenden Bau Richtfest feiern.“ So hob hervor, dass die Sanierung des Logenhauses das Flagschiff der Konjunktur-Paket-Projekte sei. In kein anderes Projekt fließe so viel Geld. Es habe zuvor Zweifel gegeben, ob dieses Mammutvorhaben in der kurzen Zeit realisierbar ist. Doch der Baufortschritt dürfte nun auch die letzten Zweifler überzeugen. Quennet-Thielen hob hervor, dass sich die Leopoldina auch in der DDR ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit bewahrt habe. Auch heute sei sie wichtig. „Die Leopoldina soll die Stimme der deutschen Wissenschaft im internationalen Konzert hörbar machen.“

Andreas Scheuer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbauministerium, hob die Wichtigkeit des nachhaltigen Bauens hervor. Er betonte zudem, dass ein Großteil der Aufträge an Firmen der Region gegangen sei und damit Jobs hier gesichert habe. Der Bau mit seiner markanten weißen Fassade verstecke sich nicht im Schatten der Moritzburg, sondern trete selbstbewusst hervor. Das altehrwürdige Gebäude sei genau richtig für die Leopoldina, „kein seelenloser Neubau.“

Bürgermeister und Planungsdezernent Thomas Pohlack sprach von „Geschenk und Verpflichtung zugleich.“ Die Investition werde sich auch nachhaltig auszahlen. Pohlack erinnerte daran, wie das Gebäude vorher aussah, mit seiner grau-bräunlichen und bröckeligen Fassade. An den vorherigen Zustand erinnerte sich auch Wirtschafts-Staatssekretär Marco Tullner, der hier in die Mensa ging. „Das Essen war aber nur mäßig.“

Natürlich durfte der traditionelle Richtspruch nicht fehlen, das zerworfene Weinglas. Und dann waren noch die Redner der Grußworte gefordert, die Nägel ins Holz einzuschlagen. Mit einem Schlag gelang es keinem. „Ich muss noch üben“, scherzte Tullner, der zu seinem ersten Richtfest in dieser Funktion gekommen war.

Die Leopoldina hat 1.300 Mitglieder, darunter 30 Nobelpreisträger. Sie beraten die Bundesregierung unter anderem bei Fragen zur Präimplantationsdiagnostik und aktuell zur Energieforschung.






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