Spielplatzstreit im Riebeckviertel in Halle (Saale)

von 17. Juli 2011

743 Kinder gibt es derzeit im Riebeckviertel in Halle (Saale). Auch wenn das im Vergleich zu den Vorjahren – man denke nur an den Geburtenknick – weniger sind, die Stadtverwaltung will für sie etwas tun. 0,32 Quadratmeter Grünfläche stehen laut Ulrike Neubert von Stadtplanungsamt nur zur Verfügung, der berechnete Bedarf liege bei zwei Quadratmetern. Bislang gibt es nur an der Südstraße einen Spielplatz, der gerade mal aus einem Wipptier besteht. Der soll nun saniert werden, am Preßlersberg will die Stadtverwaltung sogar einen neuen Spielplatz errichten.

Womit aber wohl niemand gerechnet hat, ist der Widerstand der Anwohner. Denn die wollen keinen Spielplatz am Preßlersberg. Eigentlich wollte die Stadt nur eine verwahrloste Grünfläche von 690 Quadratmetern instand setzen, hier zudem Spielgeräte aufstellen. So sind eine Schaukel und verschiedene Spielgeräte vorgesehen, auf denen die Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sich bewegen und klettern können. Zudem will die Stadtverwaltung Fahrradständer aufstellen. Zur Sicherheit, damit kein Kind auf die Straße läuft, soll das Gelände eingezäunt werden. Auch das Umfeld des Platzes will die Stadtverwaltung aufwerten, so unter anderem Unterflur-Glascontainer aufstellen und Fahrradständer errichten. Wegen der schlechten Qualität müssen allerdings zunächst die Bäume gefällt werden. So steht laut Stadtverwaltung ein Baum auf einer alten Zisterne. Insgesamt soll die Umgestaltung des Platzes rund 200.000 Euro kosten.

Bei einer Anwohnerversammlung prasselten auf die Stadtverwaltung nur so die Sorgen der Anwohner ein. So beklagte sich ein Mann, das offenbar einer der Ausgänge des Spielplatzes direkt vor seinem Fenster ist. “Der Platz ist wie ein Amphitheater, es schallt”, beklagte eine ältere Frau die Pläne. “Wer garantiert mir, dass das kein Assiplatz wird”, fragte ein Anlieger. Ein Anwohner machte sich sogar Sorgen um den Wert seiner Wohnung, der nun wohl sinken werde. Ein anderer Mann verwies auf die sinkenden Kinderzahlen. “Das ist lächerlich, was sie da machen”, sagte er in Richtung der Stadtverwaltung und machte sich Sorgen um Lärm und Schall. Außerdem warf er der Stadtverwaltung vor, das Parkplatzproblem zu ignorieren. Ähnlich sah es auch eine Frau, die beklagte, dass durch die Umgestaltung sogar Parkplätze wegkommen. Doch legale Parkplätze sind dies ohnehin nicht, denn die Autofahrer haben sich einfach die Randbereiche der Grünfläche “erobert”. Künftig soll in der gesamten Ringstraße ein Parkverbot gelten. Ein junger Mann hatte dann sogar eine neue Idee eingebracht: warum macht man nicht einfach Parkplätze hin. Es gebe genügend Anlieger, die würden der Stadt die Fläche abkaufen und allein umgestalten, ließ er wissen. Bislang haben die Anwohner ständig ihre Mülltonnen auf dem Platz stehen, auch das wird es künftig nicht mehr geben. Nur noch an den Entsorgungstagen dürfen die Tonnen herausgestellt werden, haben ansonsten auf den Grundstücken zu stehen. Derzeit wird der Platz, auch wenn nicht ausgewiesen, zum Gassi-Gehen der Hunde genutzt. Die Hundehalter will die Stadt durch den Zaun draußen halten. Doch für die Hunde brauche man auch Platz, hieß es von einer Anwohnerin. Alles in allem brachte ein Mann die Meinung der Versammelten auf den Punkt: “wir wollen diesen Platz nicht.” Kinder hätten die Möglichkeit, auf dem Johannesplatz im benachbarten Johannesviertel oder in den Franckeschen Stiftungen zu spielen. Die Pläne der Stadt nannte er eine Veralberung der Anwohner.

Weniger Streit gibt es da um die Umgestaltung des Spielplatzes an der Südstraße. Für zwei- bis sechsjährige Kinder soll der Platz hergerichtet werden. Eine Studentin der Fachhochschule Bernburg wird dabei helfen. Der bisherige Eingang am Kreuzungsbereich kommt weg, stattdessen wird es zwei Eingänge an der Seite geben. Der Spielplatz soll einen kleinen Verkehrsgarten darstellen mit einem Asphaltweg, Sand, Sitzbereichen und Sitzwürfeln mit Verkehrszeichen, Federgeräten in Auto- und Motorradform, Drehtellern, Rutsche, Kletterwand und einigem mehr. Knapp 60.000 Euro will die Stadt dafür ausgeben.

Für beide Projekte stehen Fördermittel zur Verfügung. Andere Flächen kann die Stadt nicht nutzen, weil diese nicht im städtischen Eigentum sind.

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