Vogelsterben – Usutu-Virus weiter auf dem Vormarsch

von 16. Oktober 2016

Aber nicht nur unsere Nachbarstadt war betroffen, auch in Halle und Umgebung waren tote Amseln zu finden! Bald war klar, das Usutu-Virus hat uns erreicht.

Erstmalig trat 2010 das tropische Usutu-Virus, welches durch Stechmücken auf Vögel übertragen wird, in Deutschland auf. Im folgenden Sommer löste es im Süden des Landes, ein regional massives Amselsterben aus. Dies hielt auch 2012 noch an. Ein Massensterben von Amseln und anderen Vogelarten wie Staren, Eisvögeln und Sperlingen war die Folge. Die betroffenen Gebiete damals, vor allem in Baden-Württemberg, dem Saarland und in Rheinland-Pfalz. Ursprünglich stammt das Virus, welches nur von Stechmücken übertragen wird, aus Südafrika.

Doch es breitete sich weiter aus und bahnt sich seinen Weg in den Norden. Durch das Virus verursachte Todesfälle unter Vögeln treten jeweils während der Mückensaison von Mai bis November auf. Befallene Vögel wirken offensichtlich krank, sehen teilweise sehr gerupft im Kopfbereich aus, werden apathisch und flüchten nicht mehr und sterben meist innerhalb weniger Tage. Fast immer sind es Amseln bei denen diese Krankheit bisher festgestellt wurde, weshalb die Usutu-Epidemie auch als „Amselsterben“ bekannt wurde. Allerdings werden auch andere Vogelarten von diesem Virus befallen und sterben daran. Das Überwiegen der Amseln lässt sich zum Teil durch deren Häufigkeit und Nähe zum Menschen erklären, aber eine besondere Empfindlichkeit dieser Art gegenüber dem Virus ist ebenfalls möglich, so der Nabu.

“Die Vögel in den erstmalig betroffenen Gebieten konnten noch keine Antikörper entwickelten, dies ist der Grund warum das Virus dort besonders schlimm wütet”, sagte Nabu-Ornithologin Mühlhaus. “Nach der ersten Welle von August bis September, war man der Annahme es sei überstanden”, so Mühlhaus, aber dem ist nicht so. “Seit einigen Wochen werden nun erneut Fälle, auch bei andere Vogelarten gemeldet. Betroffen in Halle sind auch Blaumeisen und Tauben”.

Der Mensch steht dem noch machtlos gegenüber, da noch kein wirksames Mittel degegen existiert. Daran arbeiten jedoch viele Labore und Institute mit Hochdruck, so die Vogelexpertin.

Das Einzige was der Mensch momentan tun kann um den Tieren helfen, ist das Füttern. In heißen Zeiten ist es gerade für Amseln wichtig, da sie viel Würmer, mit Vorliebe Regenwürmer fressen und nicht in harte ausgetrocknete Böden kommen. Aber auch jetzt, das Immunsystem der Vögel muss gestärkt werden und dies erreicht man nur durch ausreichende und energiereiche Nahrung.

Darum sind Futterplätze sehr wichtig.

Doch was und wie füttert man?

Amseln, Drosseln und Rotkehlchen gehören zu den Weichfutterfressern. Gerne fressen sie Äpfel, Rosinen oder Hafer- oder Getreideflocken. Ebenso mögen die Vögel Mehlwürmer. Gefressen wird am liebsten am Boden.

Meisen fressen besonders gerne Erdnussbruch, Sonnenblumenkerne und Fettfutter. Auch Mehlwürmer mögen sie. Bevorzugt wird hängendes Futter,

Alle Finkenarten sind ausgesprochene Körnerfresse. Sie wollen am liebsten Körnergemische, Erdnussbruch, Sonnenblumenkerne und energiereiche, ölhaltige Sämereien wie z.B. Hanf oder Mohn.

Finken, Sperlingen und Staren ist die Futterstelle eigentlich egal. Bevorzugt werden aber Futterhäuschen.

Sperlinge füttern man am besten mit Körnergemischen, Erdnüssen und Sonnenblumenkernen.

Usutu-Viren können von Stechmücken auch auf den Menschen übertragen werden. Das Virus ist für Menschen normal aber ungefährlich. In ganz Europa konnten bisher erst fünf Infektionen beim Menschen festgestellt werden, meist bei Personen mit vorgeschädigtem Immunsystem. Eine Gefahr der Übertragung, durch betroffene oder tote Vögel besteht nicht!

Die Infektion kann nach Angaben des Virologe Dr. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut (BNI) für Tropenmedizin in Hamburg mit Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlägen verbunden sein. Bei älteren oder geschwächten Menschen könne das Virus im schlimmsten Fall eine Gehirnentzündung auslösen. Die Krankheit könne nur über einen Mückenstich übertragen werden, das bloße Anfassen eines erkrankten Vogels reiche nicht aus. In der Regel verlaufen solche Infektionen aber unbemerkt.

NABU

Der NABU möchte zusammen mit Veterinärmedizinern dazu beitragen, die Todesursachen aufzuklären und bittet deshalb alle Naturfreunde um Unterstützung:

Bitte melden Sie den Fund toter Vögel!

Der Ausbruch dieses für Deutschland neuen Virus stellt eine einmalige Chance dar, die Ausbreitung und Folgen einer neuen Vogelkrankheit zu verfolgen und zu analysieren. Der NABU arbeitet daher mit Wissenschaftlern des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg daran, die Ausbreitung des Virus und seine Auswirkungen auf unsere Vogelwelt zu dokumentieren und zu verstehen, um diese neuartige Gefährdungsursache von Vogelarten auch im Vergleich mit anderen Gefährdungsursachen beurteilen zu können.

Die wichtigste Datengrundlage dazu bilden Meldungen toter und kranker Amseln/Vögel aus der Bevölkerung, sowie eingeschickte Proben toter Vögel, die auf das Virus untersucht werden können. Daher fordert der NABU dazu auf, tote oder kranke Amseln/Vögel über ein Online-Formular zu melden:

Eine kranke oder tote Amsel gefunden? Bitte hier melden!

Bitte machen Sie bei Ihrer Meldung möglichst genaue Angaben zu Fundort, Funddatum und den näheren Fundumständen und zu den Symptomen der Vögel. Der NABU sammelt alle Daten, wertet sie aus und stellt sie Wissenschaftlern zur Verfügung.

Gleichzeitig ruft der NABU dazu auf, totgefundene Amseln, die vermutlich einer Krankheit zum Opfer gefallen sind, unverzüglich zur Untersuchung einzusenden. Eine Anleitung für das Versenden der Proben findet sich hier.

Mit Hilfe dieser Internet-Meldeaktion und unter Mitarbeit vieler Vogelfreunde konnte der NABU den Verlauf des Ausbruchs 2011 gut dokumentieren und auswerten.

Weitere Links zu diesem Thema:

Erneutes Amselsterben durch das Usutu-Virus – Der NABU ruft die Bevölkerung zur Mithilfe auf

https://www.nabu.de/news/2016/09/21282.html

Das Usutu-Virus: eine tödliche Gefahr für Amseln – Helfen Sie uns, die Auswirkungen zu erforschen!

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/krankheiten/usutu.html

Usutu-Virus – Unikliniken haben Verdachtsfälle im Auge

http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/920774/usutu-virus-unikliniken-verdachtsfaelle-auge.html