NeuBegierde

von 11. Februar 2012

Nach ihrem Märchenbuch „Das Felseneiland“ um ihren Großvater Buchholtz hat die Germanistin und ehemalige Mitarbeiterin der Martin-Luther-Universität Margarete Wein nun mit „NeuBegierde“ einen Lyrikband vorgelegt. 2009 erschien bereits ihr erster Gedichtband „ZeitDruck für Mußestunden“ ebenfalls im Mittdeutschen Verlag.

Wie der Untertitel verrät, sind es Gedichte über die Liebe, die wohl über einen längeren Zeitraum entstanden sind. Sie zeichnen sich durch ihre Wahrnehmung von oft unschein-baren Dingen (z. B. „reste alter geleise der zubringerbahn“ oder „mäßig gefüllte straßenbahn“) aus. In diesen Dingen wird die Liebe zur alltäglichen Erscheinungsform. Dabei ist für Margarete Wein die Liebe keine Himmelsmacht. Sie muss immer wieder neue erzeugt, erfahren und schließlich gehütet werden.

In diesem Sinne sind ihre Gedichte nicht aus der Luft gegriffen, sie gehen immer von kon-kreten Erlebnissen aus, sie haben gewissermaßen Bodenhaftigkeit. In den Gedichten hat die Liebe viele Gesichter und Amors Pfeil trifft nicht immer – aber Liebe bleibt es allemal. Und davon erzählt die Autorin in nachdenklichen aber auch sinnlich-prallen, meist lebens-zugewandten Texten.

Illustriert wird dieser bemerkenswerte Lyrikband durch zahlreiche Kupferstiche aus dem Kupferstichkabinett der halleschen Universität. Die Auswahl der 25 grafischen Blätter aus dem 18. Jahrhundert traf die Kunsthistorikerin Anja Spalholz. Auf ihnen spielen Erotik, Sehnsucht und Verführung eine zentrale Rolle, daher sind diese galanten Darstellungen eine ideale Ergänzung zu diesen Versen. Ein kurzes Nachwort gibt außerdem Auskunft über die erlesene Grafiksammlung der Zentralen Kustodie der Martin-Luther-Universität.

Fazit: Ein außergewöhnlicher und reich illustrierter Gedichtband, der neugierig macht auf abwechslungsreiche Poesie … und begierig auf die Liebe.

(Manfred Orlick)

Margarete Wein: „NeuBegierde“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2012, 14,95 €, 128 S., ISBN 978-3-89812-807-0