Halles Christen laden zum Weltgebetstag

von 4. März 2010

Am ersten Freitag im März feiern Christen in mehr als 170 Ländern den Weltgebetstag, einen der jährlichen Höhepunkte im Kirchenjahr. Die traditionelle Gottesdienst-Vorlage (Liturgie), nach der die Gemeinden weltweit ihre Feiern auf gleiche Weise gestalten, kommt in diesem Jahr aus Kamerun

Unter dem Motto „Alles, was Atem hat, lobe Gott“ laden auch die Christen in Halle (Saale) ein, miteinander zu beten, nachzudenken, zu feiern und ihr Land Kamerun etwas näher kennen zu lernen. Es gibt Geschichten, Spiel und Tanz über das Land.

Gottesdienste
* 15.00 Uhr Pfarrhaus Nietleben, Waidmannsweg 56
* 16.00 Uhr St. Briccius-Kirche Trotha, Pfarrstraße
* 16.30 Uhr Johannesgemeinde, An der Johanneskirche 1
* 16.30 Uhr Büschdorfer Kirche, Käthe-Kollwitz-Str. 9
* 16.30 Uhr Gesundbrunnengemeinde: Informationen und buntes Programm für Groß und Klein
* 18.00 Uhr Gesundbrunnengemeinde: Familiengottesdienst mit Einführung der neuen
Gemeindepädagogin Ulrike Simm;
anschließend Buffet mit Gerichten aus Kamerun

Einzelheiten zum Weltgebetstag lesen Sie auf Seite 2:
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Aus Kamerun, einem zentralafrikanischen Land, etwa so groß wie Schweden, kommt die Liturgie zum Weltgebetstag (WGT) 2010. Die Republik nennt sich selbst „Afrika im Kleinen“. Das Land mit seiner 400 km langen Atlantikküste und einer Ausdehnung bis zum Tschadsee im Norden ist eine Brücke zwischen West- und Zentralafrika. Kamerun hat alles: schwarze Vulkansandstrände, noch ursprünglichen Regenwald, Wasserfälle, Mangrovensümpfe, Hochgebirge, Seen, Savanne und Sahelzone. Dazu mehr als 200 verschiedene Ethnien und Sprachen. Offiziell spricht man entweder Englisch (20 %) oder Französisch (80 %). Gut 18 Millionen Menschen leben in Kamerun, 50 % sind christlich (halb und halb kath. und ev.) geprägt, 40 % gehören animistischen Naturreligionen an, 20 % sind Moslems. Hexerei und Zauberei sind Phänomene, die landesweit vorkommen. Anders als im übrigen Afrika ist Kamerun relativ stabil: Es gibt kaum religiöse oder ethnische Konflikte. Ein schlimmes Übel aber ist die Korruption im zwischen Arm und Reich tief gespaltenen Land.

Land der Camarões (Krabben) nannten im 15. Jahrhundert portugiesische Seefahrer und Entdecker Kamerun. Von 1884 bis 1918 nannte das Deutsche Reich die Region „Deutsches Schutzgebiet“, brachte u. a. Straßen und Schulen ins Land und „deutsche Bananen“ nach Berlin. Ab 1919 stand Kamerun unter Mandat des Völkerbundes und blieb bis zur Unabhängigkeit 1960/61 unter England und Frankreich aufgeteilt. Von Beginn an ist die Republik Kamerun eher eine Fassadendemokratie. Präsident Paul Biya regiert seit 1982 zunehmend selbstherrlich…

Die Reichtümer des Landes wie Holz, Bodenschätze, Öl, Kaffee und Bananen bringen nur wenigen Menschen Gewinn: Über die Hälfte lebt unter der Armutsgrenze. Immerhin haben 79 % Lesen und Schreiben gelernt (Mädchen deutlich weniger), aber wer gut ausgebildet ist, sucht eine Chance im Ausland – nicht nur als Fußballer. In den großen Städten wie der Hauptstadt Yaoundé und der Handelsmetropole Douala, wo Frauen ihre Produkte als „Bayam-Sellam“ vermarkten und junge Männer mit Mopedtaxis versuchen, Geld zu verdienen, gibt es viel Gewalt und Rechtsunsicherheit.

Die Idee des Weltgebetstages stammt aus den USA. Dort versammelten sich 1887 Christinnen zu einem ersten Gebetstag. 1946 riefen US-Amerikanerinnen anlässlich des Weltgebetstages in Berlin deutsche Frauen zur Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg auf.
Seit 1949 wird dieser Tag auch in ganz Deutschland gefeiert. Heute versammeln sich allein in Deutschland an diesem Tag eine Million Männer und Frauen.
Der Weltgebetstag leistet für benachteiligte Frauen auch praktische Unterstützung. Mit der Kollekte, die bei den Gottesdiensten gesammelt wird, fördert das Deutsche Komitee des Weltgebetstages jedes Jahr rund 230 Frauenprojekte in aller Welt.