Halles Katholiken feierten Fronleichnam

von 7. Juni 2010

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Bei strahlendem Sonnenschein und fast 30 Grad haben am Sonntag rund 1.000 hallesche Katholiken im Garten der Gemeinde “Zur heiligsten Dreieinigkeit” die traditionell im Freien stattfindende Fronleichnamsprozession begangen. Auch Gäste aus Soest waren zugegen.

Begonnen wurde der zweistündige Gottesdienst mit einer Lesung aus dem Buch Genesis: „In jenen Tagen brachte Melchisedek, der König von Salem, Brot und Wein heraus. Er war Priester des Höchsten Gottes. Er segnete Abram und sagte: Gesegnet sei Abram vom Höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, und gepriesen sei der Höchste Gott, der deine Feinde an dich ausgeliefert hat. Darauf gab ihm Abram den Zehnten von allem.“

Ums Teilen ging es auch in der anschließenden Predigt von Propst Reinhardt Hentschel. „Die Erde hat genug für die Bedürfnisse eines jeden Menschen, aber nicht für seine Gier“, zitierte er Mahatma Gandhi. Die Schere klaffe immer weiter auseinander, die Verteilungskämpfe werden härter. „Doch wenn der Mensch bereit ist zu teilen was er kann, gibt auch Gott seinen Teil dazu.“ Hentschel kritisierte den negativen Blick vieler Menschen. „Wir übersehen oft, was das ist, und sehen nur das, was nicht da ist.“ Es werde nur geschaut, was man noch gern haben möchte. Der Blick sei negativ orientiert.

Auch auf zurückgehende finanzielle Mittel der Kirchen ging Hentschel ein. „Wir sollten nicht nur jammernd auf Engpässe schauen, sondern mit Phantasie etwas Neues entwickeln.“ Die Menschen, auch die in der Kirche, sollten den Blick nicht nur zurückwenden und sagen, wie schön es doch damals war. „Sondern wird müssen nach vorn schauen.“

Zwar seien die 9.000 Katholiken in Halle eine „deutliche Minderheit“. Doch eine aktive, wie Hentschel anmerkte. „Ohne katholische Christen gebe es kein Elisabeth-Krankenhaus, keine Caritas“, sagte er. Und auch Kitas und Horte betreibt die Kirch. Nicht zu vergessen geschichtliche Bauwerke, die es ohne die Katholiken nicht gebe. Denn auch in „Luthers Land“ hat die katholische Kirche eine Tradition. Katholiken gab es zwar schon Jahrhunderte in der Saalestadt, doch gerade nach der Reformation war für sie das Leben nicht einfach. Das änderte sich erst mit dem Sieg der Franzosen über die Preußen, als das Königreich Westfalen errichtet wurde – zu dem auch Halle gehörte. Religionsfreiheit war damals die Devise. So wurde 1808 die katholische Gemeinde in Halle zur Pfarrei erhoben, erster Pfarrer wurde der Franziskaner-Missionar Franz-Josef Vahorn. Seitdem sind die katholischen Kirchgemeinden aktiv am städtischen Leben beteiligt, das hat der Gottesdienst mit vielen Teilnehmern – auch zahlreichen jungen Familien – gezeigt. Bischof Gerhard Feige zitierte in seiner Predigt aus dem Werk “Octavius” aus dem 2. Jahrhundert, in dem Minucius Felix über die Christen schrieb, diese seien eine verschworene Gemeinschaft, eine obskure, lichtscheue Gesellschaft. Vorurteile, die auch heute immer wieder aufkommen.

An „Fronleichnam“, seit dem 13. Jahrhundert begangen, wird nach katholischem Glauben die „wirkliche Gegenwart des Gottessohnes Jesus Christus“ in den Zeichen des Abendmahles gefeiert, seine Präsenz im gesegneten Wein und Brot. Diese Überzeugung wurzelt in den Worten Jesu beim Letzten Abendmahl vor seiner Hinrichtung. Indem er seinen Freunden Brot und Wein reichte sprach Jesus die Verheißung, die der Verstand nicht fassen, die man nur glauben kann: „Das ist mein Leib und mein Blut“. In einigen Bundesländern ist “Fronleichnam”, der zweite Donnerstag nach Pfingsten, staatlicher Feiertag. In Sachsen-Anhalt nicht, deshalb wurde die Prozession am Sonntag gefeiert.