Hier haben die Hallenser gekleecht

von 20. Februar 2010

„Der Sozialismus wird siegen“ steht noch immer an der Wand in der ehemaligen Druckerei in der Märkerstraße. Sie war Ziel beim Rundgang anlässlich des Weltgästeführertages. Der ist zwar erst morgen, doch schon am Samstagmittag hatte die hallesche Stadtmarketing-Gesellschaft zu ihrer kostenlosen Führung durch die Stadt unter dem Motto „Jede Menge Kläje – Arbeit uff Hallisch“ eingeladen.

Und dabei standen eben orte im Mittelpunkt, wo einst gearbeitet wird – wie die Druckerei in der Märkerstraße, wo unter Parolen wie der eingangs erwähnten das SED-Bezirksblatt „Freiheit“ druckt wurde. Jetzt wird es zum Museum umgebaut. Los ging die Tour aber am Ratshof. Dort wird noch immer gearbeitet, auch wenn das vielleicht manch Hallenser anders sieht. Musikalisch angestimmt von Catch Bolder erklang hier zunächst „An der Saale hellem Strande“, bevor die Teilnehmer der Führung Interessantes über das vor 81 Jahren erbaute Haus erfuhren. So zum Beispiel, was die Bronzeplastiken an der Südecke zu bedeuten haben. Die Kunstwerke von Gustav Weidanz stehen für Industrie, Handel, Saale und Bergbau.

Weiter ging es in die Märkerstraße, vorbei an Haus Nummer 5. Ein Gebäude mit bewegter Geschichte. Lebten doch hier im Laufe der letzten 400 Jahre bekannte Leute wie Richard von Volkmann, Goethes Anatomie-Lehrer Justus Christian Loder, der Gynäkologe Wilhelm Hermann Niemeyer und der Physiker Herman Knoblauch. Gegenüber sitzt heute das Landesamt für Denkmalpflege. Das heute als Schleiermacherhaus bekannte Gebäude soll vor 450 Jahren von Stadtbaumeister Nickel-Hoffmann errichtet worden sein. Es beherbergte eine Ritter-Akademie und diente später Daniel Friedrich Schleiermacher als Wohnhaus. Und auch in diesem Gebäudekomplex wurde gedruckt, allerdings schon vor der „Freiheit“. Zwei Jahrhunderte vorher lief der der „Hallesche Kurier“ vom Band.

Vorbei ging es auch an den Wirkungsstätten der halleschen Brauer – auch wenn davon heute nichts mehr zu sehen ist, bestimmen hier doch Plattenbauten und Parkplätze an der kleinen und großen Brauhausstraße das Bild. Aber wenn’s denn schon ums Brauen ging: nach dem Treffen aller Gruppen am Hallmarkt gab’s in den Bierstuben noch ein kühles Blondes.