Luthers Deutsch und unser Beitrag

von 24. September 2010

Am Freitagabend wurde im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen der 1. Mitteldeutsche Kirchentagskongress eröffnet. Die dreitägige Veranstaltung unter dem Titel “Luthers Deutsch und unser Beitrag” beschäftigt sich passend zur Lutherdekade in Vorträgen und Seminaren mit der Verständlichkeit der deutschen Sprache in Kirche, Politik und Medien.

Den Eröffnungsvortrag hielt der Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider. “Ein bekennender Atheist” sei er, so Schneider. Und als dieser könne er sich genau auf die Worte bei Predigten konzentrieren. Das hat er auch getan, insgesamt zwölf Predigten hat er sich angehört und analysiert. Sein vernichtendes Urteil: neun davon waren kaum verständlich. Das Problem sei vielleicht, dass die Pfarrer Theologie studieren müssten, mutmaßte Schneider. Hier würden sich die Theologien einen “unlebendigen Wortschatz” aneignen, bei dem viele Wörter “nicht zu Herzen gehen.” Luther hingegen habe keine Theologie studiert. Seine Sprache verstehe jeder. “Er bedient den Geist der Armen, unterfordert aber die Intellektuellen nicht.”

Selbst vor Wolfgang Hubert, einstiger Bischof von Berlin-Brandenburg und Ratsvorsitzender der EKD, machte Schneider nicht halt. Da war in Reden von Mentalitätswandel und situationsbezogener Flexibilität. “Warum sagt man nicht, was man meint”, kritisierte Schneider.

In den nächsten beiden Tagen stehen noch für die Teilnehmer des Kongresses Stadtführungen durch Halle auf Luthers Spuren, Chorkonzerte, politische Nachgebete, Gottesdienste, Lesungen, aber auch thematische Arbeiten auf dem Programm.