Rundgang zum Denkmalstag

von 12. September 2010

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“Erstmals dabei” – mit diesem Prädikat waren zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals in Halle gleich mehrere Einrichtungen versehen. Und die neugierigen Hallensern pilgerten zu diesen Highlights. So ging es in der Huttenstraße 10 Meter in die Tiefe. Dort konnten Besucher in den 1930 erbauten Abwasserkanal krabbeln. Doch man brauchte viel Geduld. “Wir haben anderthalb Stunden angestanden”, erzählte beispielsweise Halles frühere Umweltamtsleiterin Ute Balleyer.

Anstehen musste man auch beim kürzlich vom Netz gegangenen Umspannwerk am Lutherplatz. Dicht an dicht gedrängt ging es auch nur im mit zum Komplex gehörenden Wasserturm Süd nach oben. “Da bekommt man ja Platzangst”, meinte eine Besucherin. Eigentlich sollte der Wasserturm Süd im vergangenen Jahr vom Netz gehen. Doch für den gleichmäßigen Leitungsdruck ist er nach wie vor nötig. Aus 20 Stahlbetonsäulen besteht der Wasserturm, erläuterte Stadtwerke-Geschäftsführer Matthias Lux. Die markante Klinkerfassade ist dabei tatsächlich nur Schmuck. Die damaligen Erbauer Oskar Muy und Wilhelm Jost hatten ans Stadtbild gedacht. Plänen zufolge sollte sogar einmal ein Restaurant in der Turmspitze entstehen. Dass die benachbarte Dreieinigkeitskirche keinen Turm hat, wird auch dem Wasserturm zugeschrieben. Freigelegt wurden am Wasserturm Süd die Katakomben. Der einstige Druckausgleichbehälter soll künftig für Veranstaltungen genutzt werden.

Der Bauverein informierte in der Mittelstraße über seine geplante Sanierung zweier denkmalgeschützter Häuser. In einen Teil der Räume, wie zum Beispiel der Bohlenstube, konnten Besucher hineinschauen. Dabei wurde deutlich, in welch schlechtem Zustand sich das gesamte Ensemble befindet.

Erstmalig sollte auch der Leipziger Turm geöffnet sein. Darüber war Steffen Thater etwas verwundert, hat man sich doch schon in den vergangenen Jahren am Denkmalstag beteiligt. Der Leipziger Turm dürfte einer der begehrtesten Stationen gewesen sein. Denn bei den insgesamt elf Führungen auf den 44 Meter hohen Turm durften nur jeweils zehn Besucher nach oben. Seit Tagen waren die Führungen ausgebucht. Als Wartturm neben dem Galgtor wurde der damals noch namenlose Turm Mitte des 15. Jahrhunderts gebaut. Damals noch gut 30 Meter hoch, wurde er einhundert Jahre später aufgestockt und bekam seine Renaissance-Haube. Mit Umbenennung der Galgstraße in Leipziger Straße und dem Abriss des Galgtores erhielt der Leipziger Turm auch seinen heutigen Namen. Die Teilnehmer der Führung konnten unter anderem in die einstige Uhrwerksstube schauen. Heute sorgt moderne Technik dafür, dass die Ziffernblätter laufen. Ein Uhrenwerk sah man nicht mehr.

Geöffnet hatten zum Denkmalstag unter anderem auch die Synagoge beim Jüdischen Friedhof, der Wasserturm Nord, die ehemalige Reichsbahndirektion, die goldene Rose, das Peißnitzhaus, die Pestalozzischule und diverse Kirche. Auch die Hafenbahntrasse als Industriedenkmal wurde in den Tag des offenen Denkmals eingebunden.