Spende für Hirntumor-Projekt an Uni-Kinderklinik

von 26. März 2009

Der Verein „Menschen für Kinder“ hat am Mittwoch eine Spende in Höhe von 10.000 Euro an die hallesche Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin übergeben. Bereits im vergangenen Dezember hatte der Verein 10.000 Euro der Klinik in Halle (Saale) gespendet. Mit der Spende werden Vorbereitungsuntersuchungen zur Erlangung der Herstellungsgenehmigung einer Tumorimpfung bei Kindern mit einem Gliom finanziert. In Deutschland erkranken jährlich etwa zwischen 400 und 500 Kinder unter 15 Jahren an einem Hirntumor. Diese Erkrankung ist bisher meist unheilbar. Innovative Behandlungskonzepte wie eine Impfung könnten eine Verbesserung bewirken.

Besonders Kinder mit einem hochmalignem Gliom, hierunter auch das besonders aggressive Glioblastom, sterben immer noch an ihrer Tumorerkrankung. Konkret bedeutet dies, dass jedes Jahr 60-70 Kinder an einem malignen Gliom in Deutschland erkranken und 70 Prozent von ihnen trotz aller Behandlungsbemühungen mit Operation, Bestrahlung und intensiver Chemotherapie bereits in den ersten zwei Jahren versterben. Nach fünf Jahren sind sogar traurigerweise fast 90 Prozent dieser Kinder tot. Die Erkrankung ist also wirklich immer noch weitgehend unheilbar, und hieran können nur innovative Behandlungsmethoden auf Dauer etwas ändern.

Einer dieser neuen Behandlungsmethoden, die einen berechtigten Hoffnungsschimmer verbreiten, ist ein Impfstoff gegen maligne Gliome. Dabei handelt es sich nicht um einen Impfstoff, wie man ihn als vorbeugende Maßnahme gegen Infektionskrankheiten wie Tetanus, Kinderlähmung und Masern, Röteln oder Mumps kennt. Es ist vielmehr ein Impfstoff, der nicht vorbeugend, sondern therapeutisch wirkt, in dem er versucht, das körpereigene Immunsystem des Patienten zu aktivieren und gegen den Hirntumor zu lenken.

Der Impfstoff wird individuell für jeden einzelnen Patienten aus dessen operativ entfernten Hirntumor und aus durch Blutspende gewonnenen Zellen des eigenen Immunsystems hergestellt. Der Impfstoff, die so genannte dendritische Tumorzellvakzine, hat vor allem bei Kindern und Jugendlichen mit einem Rückfall eines Glioblastoms beeindruckende Erfolge erzielt, die man durch eine erneute Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung so nicht erwartet hätte.

Obwohl die Zahl der mit dem Impfstoff behandelten Patienten weltweit nur einige wenige hundert beträgt, sind die bisherigen Ergebnisse so ermutigend, dass dieses neue Therapieverfahren zum allerersten Mal nicht nur an wenigen ausgesuchten Krankenhäusern, sondern deutschlandweit bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit hochmalignem Gliom/Glioblastom eingesetzt werden soll. Das wird ab Ende 2010 der Fall sein, wobei die Tumorimpfung die Standardtherapie aus Operation, Bestrahlung und Chemotherapie dann ergänzen, nicht ersetzen soll.

Die Behandlung der Kinder mit hochmalignem Gliom/Glioblastom wird in Deutschland durch die HIT-HGG-Studienzentrale für maligne Gliome im Kindes- und Jugendalter an der Universitätskinderklinik in Halle (Saale) unter Leitung von Dr. Kramm koordiniert. Die Vorbereitungen für das weltweit in dieser Form bisher einmalige Hirntumorimpfprojekt sind bereits in vollem Gange. Obwohl der Tumorimpfstoff für jeden Patienten individuell aus dessen Tumor und dessen Immunzellen gewonnen wird, gelten auch für diese individuelle Behandlung die gleichen Qualitätskriterien und Auflagen wie für jedes andere Arzneimittel, das hergestellt wird. Der Aufbau des Herstellungsprozesses für den Tumorimpfstoff muss für jeden einzelnen Patienten standardisiert und in gewissem Umfang auch industrialisiert werden. Auch müssen Qualitätskontrollen entwickelt werden, mit deren Hilfe für jeden Patienten sichergestellt wird, dass jeder individuelle Impfstoff trotz möglicher Schwankungen von Patient zu Patient insgesamt jedoch über eine ausreichend gute Wirksamkeit verfügt.

Diese Standardisierung des Herstellungsprozesses mit dokumentierten Qualitätskontrollen, ohne die die Anwendung beim Menschen nicht behördlich genehmigt wird, kostet bereits sehr viel Geld, bevor der erste Patient überhaupt behandelt werden kann. So werden für diese aufwendigen Aufbauarbeiten ca. 25000 Euro benötigt. „Leider werden die für diese Vorarbeiten anfallenden Kosten nicht von den Krankenkassen oder einem sonstigen Leistungsträger im Gesundheitswesen bezahlt“, sagte Dr. Christopf Kramm. „Ohne diese Vorarbeiten können wir aber die neue Tumorimpfung, in die wir für die unheilbar kranken Kinder mit Gliom/Glioblastom viel Hoffnung stecken, nicht realisieren.“