(dpa) Das Handwerk im Landessüden blickt verhalten optimistisch in das neue Jahr. «Wir werden die hohen Wachstumsraten von 2011 wahrscheinlich nicht halten können», sagte der Präsident der Handwerkskammer Halle, Thomas Keindorf, am Montag. Ohne in Schwarzmalerei zu verfallen, deute sich ein Abschwung an. Wesentliche Gründe dafür seien die anhaltende Euro-Krise und hohen Energiekosten. «Jeder Kunde, der mehr für den Strom zahlen muss, dreht jeden Euro dreimal um, bevor er ihn ausgibt», sagte Dirk Neumann, Vize-Hauptgeschäftsführer der Kammer, bei der Vorlage des Konjunkturberichts für das vierte Quartal 2011.
So seien die Geschäftserwartungen der Firmen im Landessüden dennoch überwiegend gut. Zur Handwerkskammer Halle gehören nach eigenen Angaben rund 15 270 Unternehmen mit 72 000 Beschäftigten. Bundesweit rechne das Handwerk mit einem Wachstum von 1,5 Prozent. Im Vergleich zu 0,7 Prozent Wachstum, das die Bundesregierung für die Wirtschaft insgesamt erwarte, sei dies immer noch sehr viel, sagte Keindorf. Das Handwerk, insbesondere der Bau, profitiere von der Angst der Menschen um den Wertverlust des Euro. So werde viel in Sachwerte, zum Beispiel in ein neues Dach für das Haus, investiert. «Der Pferdefuß daran ist, dass diese Investitionen oft nur vorgezogen werden. Aber was kommt danach?», sagte Neumann.
Insgesamt sei die wirtschaftliche Lage des Handwerks im Süden Sachsen-Anhalts derzeit robust. Allerdings mache der Mangel an Fachkräften den Betrieben in allen Gewerken zunehmend das Leben schwer, vor allem dem Bau- und Nahrungsmittelhandwerk. So habe sich angesichts des demografischen Wandels die Zahl der Lehrlinge mit derzeit 6331 im Landessüden im Vergleich zu vor rund zehn Jahren halbiert. Als Konsequenz wollen die Handwerksfirmen mehr für die Qualifizierung ihrer Gesellen und älteren Beschäftigten tun. Die Kammer forderte zugleich von der Politik, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, um mehr junge Menschen statt für ein Studium für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern.
