Ammendorfer wollen Ortsumgehung

von 28. November 2011

Braucht Halle-Ammendorf eine Ortsumgehung? Die Anwohner finden: ja. Am Montagnachmittag beklagten sie sich bei an Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel. Die Regensburger Straße sei zu schmal für den enormen LKW-Verkehr, die Lärmbelastung für die Anlieger unerträglich und die vielen Autos eine Gefahr für die Schulkinder.

"Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens hat sich die teils schmale und dicht bebaute Durchfahrtstraße zu einer regelrechten Gefahrenquelle entwickelt", so der CDU-Landtagsabgeordnete und Präsident der Handwerkskammer, Thomas Keindorf, in dessen Wahlbereich Ammendorf liegt und der deshalb seinen Parteikollegen Webel eingeladen hatte. "Besonders Kinder und ältere Menschen haben es schwer, den anliegenden Kindergarten, die Grundschule oder den Netto-Markt an der Bahnunterführung sicher zu erreichen. Weit über einhundert Lkw passieren stündlich die Regensburger Straße, Tendenz steigend." Gesundheitliche Folgeschäden könnten durch einen konstant hohen Lärmpegel können nicht ausgeschlossen werden.

Eine steigende Verkehrs-Tendenz? Das sieht man bei der Stadt anders, wie Nachfragen von HalleForum.de bei Baudezernent Uwe Stäglin ergaben. So habe sich der Verkehr in der Regensburger Straße in den letzten zehn Jahren halbiert. Wurden 1999/2000 noch 16.000 Kfz/Stunde gemessen, waren es im letzten Jahr nur noch 8.000 bis 9.000.

Dass eine Ortsumgehung frühestens in zehn Jahren, wenn überhaupt, in greifbare Nähe rückt, hatte die Stadtverwaltung bereits beim Bürgerforum im Mai deutlich gemacht. Und daran werde sich auch nichts ändern, machte Baudezernent Uwe Stäglin auf Nachfrage von HalleForum.de deutlich. "Eine Ortsumgehung ist für uns zur Zeit kein Thema", so Stäglin. Auch mit Blick auf die Verkehrsbelegung sei eine Umfahrung nicht zu begründen. Lkw könnten über die nahegelegene Europachaussee und dann die B 6 nach Leipzig gelangen. Keindorf hatte beklagt, dass viele Laster durch Ammendorf rauschen.

Und das Verkehrsministerium zieht sich ebenfalls zurück. Denn Halle sei als kreisfreie Stadt selbst für den Straßenbau verantwortlich und welche Projekte in der Prioritätenliste weit oben stehen. Allerdings wird Keindorf nun noch ein formelles Schreiben an den Minister verfassen. Damit hat dieser die Möglichkeit, als oberste Verkehrsaufsichtsbehörde Einsicht in etwaige Unterlagen zu nehmen. Wenig hilfreich findet hingegen Baudezernent Uwe Stäglin dieses Vorgehen. Das Hauptaugenmerk der Stadt liege momentan auf der Osttangente. Hierfür brauche man die höchste Förderquote. "Wir hoffen, dass uns Herr Keindorf dabei unterstützt", so Stäglin. Weitere Projekte aufzumachen könnte hingegen die Stadt bei der Förderquote für die Osttangente schwächen. Verwundert zeigte sich Stäglin darüber, dass es durch den Landtagsabgeordneten Keindorf zuvor keinerlei Kontaktversuche mit ihm gegeben habe. Dabei sei die Stadt zuständig.

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