Gegen den Jugendwahn

von 12. Januar 2011

Von Ines Zimmermann kennt man hier in Halle vor allem ihre Fotografien – durch die Gemeinschaftsausstellung mit Werner Schönfeld im Stadtmuseum, durch ihren Bildband „Gesichter meiner Stadt“ und das Stipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt für die Fotoserie „Der Untergang der größten Malzfabrik Europas“. Deshalb ist es fast in Vergessenheit geraten, dass sie eigentlich an der Burg Giebichenstein im Studiengang Malerei/Grafik studiert hat und Zeichnungen ein wichtiger Teil ihres künstlerischen Schaffens sind.

In altmeisterlicher Darstellweise verwirklichte sie ihre Motive vor Ort. So entstanden in langwierigen Arbeitsprozessen die filigranen Bilder, die nun im Café des Schokoladenmuseums zu sehen sind. Besonderes Augenmerk legt sie dabei auf die Ausarbeitung von Details und die Darstellung von Licht und Schatten durch feinste Schattierungsnuancen.

„Lebensspuren“ – so heißt der Titel dieser Ausstellung, hinter dem sich das Thema „mit Würde altern“ verbirgt. Allzu oft wird heute das Altern als Makel betrachtet. Das bezieht sich sowohl auf den Menschen als auch auf die Patina alter Häuser. Unser Zeitgeist wird vom Jugendwahn bestimmt. Doch da, wo Charakter, Lebenserfahrung und Schicksale Spuren hinterlassen haben, formt sich ein Gesicht wie eine einzigartige Landschaft. Das ist es, was Ines Zimmermann seit vielen Jahren tief bewegt.

Ines Zimmermann, geb. 1972 in Halle, Bauingenieurin für Hochbau, Ergänzungsstudium für Denkmalpflege, Studium an der Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design in Halle, Diplom der Bildenden Künste 2006. Seit 2007 freischaffende Künstlerin.

Die Ausstellung wird bis zum 06. März 2011 zu sehen sein.