Stiftungsdirektor auf dem Weg nach Indien

von 20. Februar 2012

 Am 23./24. Februar trifft er auf dem Workshop Science Transfer as Cultural Dialogue im Rahmen des Deutsch-Indischen Jahres Vertreter der größten Sammlung tamilsprachiger Drucke in Indien sowie der renommiertesten regierungsgeförderten Institutionen, wie der National Mission für Manuscripts, um eine enge Zusammenarbeit in Zukunft festzuschreiben. Außerdem besucht er das bis heute erhaltene Gebäudeensemble der 1706 von den Francke-Schülern Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau im südindischen Tranquebar gegründeten Missionsstation, die Wiege der im 20. Jh. gegründeten Tamilisch Evangelisch-Lutherischen Kirche. Auf eine über 300-jähgrige Zusammenarbeit mit Südindien blicken die Franckeschen Stiftungen heute zurück. Im Jahr 1706 wurde von hier aus die weltweit erste evangelische Missionsunternehmung begründet und systematisch aufgebaut. Sie bildete im 18. Jh. den prägenden Kulturkontakt Europas in die indische Welt und fand einen regen schriftlichen Niederschlag in Form von Korrespondenzen, Berichten, Relationen, Memoranden und anderweitigen Aufzeichnungen über Kulturen und Religionen, Schriften, Sprachen, geografische und klimatische Bedingungen, Flora und Fauna, kurz alle Facetten der Lebenswelt Südindiens. Mehr als 35.000 handschriftliche Dokumente und über 12.000 Drucke mit engem Bezug zu diesem deutschindischen Kulturaustausch seit 1706 werden heute in Archiv und Bibliothek der Franckeschen Stiftungen nach modernsten Standards aufbewahrt, wissenschaftlich erschlossen und der internationalen Forschung zugänglich gemacht. Hinzu kommt die europaweit größte Sammlung von Palmblatthandschriften in südindischen Sprachen und eine große Anzahl früher Drucke in der Landessprache Tamil. Ausgehend von dem hallischen Quellenschatz findet am 23. und 24. Februar im Rahmen des Deutsch-Indischen Jahres 2011/12 ein Workshop der Franckeschen Stiftungen in Kooperation mit dem Zentrum Moderner Orient Berlin und der Roja Muthiah Research Library in Chennai statt, der sich dem Erhalt und der Bewahrung von Archivgut zur Geschichte Indiens widmet und die stärkere wissenschaftliche Nutzung der einmaligen Quellen außerhalb Indiens im Archiv der Franckeschen Stiftungen durch indische Nachwuchswissenschaftler anregen will. Zum Beginn des Workshops wird die Wanderausstellung „The Francke Foundations“ vom Deutschen Generalkonsul in Chennai, Dr. Stefan Weckbach, feierlich eröffnet. Zweite Station der Reise ist das südindische Tranquebar. In der Missionsstation hatten über 150 Jahre lang von Halle aus entsandte Theologen, Mediziner und Naturwissenschaftler gewirkt, erschien das erste gedruckte Buch in Tamil auf indischem Boden in der damaligen Missionsdruckerei und die Tamilisch Evangelisch-Lutherische Kirche gründete sich in der Nachfolge der Mission am 14. Januar 1919. Das Gebäudeensemble der Missionsstation in Tranquebar steht im Mittelpunkt der Gespräche vor Ort mit dem Abgeordneten Rabi Bernard und der Kirchenleitung der TELC. Dabei soll vor allem die enge Einbindung in die Tourismusstrategie Tamil Nadus und die enge Vernetzung mit den Franckeschen Stiftungen in Halle ausgelotet werden. Die Wirkungen der hallischen Missionare sind bis heute vor allem im vergleichsweise hohen Standard der Ausbildung und Versorgung der zumeist armen Kinder spürbar, darunter besonders der Mädchen.