270.000 Sachsen-Anhalter suchen Arbeit

von 30. September 2010

Die offiziellen Arbeitslosenzahlen in Halle (Saale) sind im September weiter zurückgegangen. Sie sank wieder unter die Grenze von 15.000 und liegt nun bei 14.688 Personen (-380). Die Quote liegt mit 13,2 Prozent aber noch immer über dem Landesdurchschnitt von 11,5 Prozent. Eine Arbeitslosenquote unter der Zehn-Prozentmarke verzeichnen der Landkreis Börde (7,7%) sowie der Altmarkkreis Salzwedel (9,5%). Die höchsten Quoten weisen die Landkreise Mansfeld-Südharz (15,0%) und die Stadt Halle (13,2%) aus.

Insgesamt galten in Sachsen-Anhalt im September 138.256 Menschen als arbeitslos. Werden Ein-Euro-Jobber sowie Menschen in Weiterbildungsmaßnahmen oder sonstigen Arbeitsmarktprojekt mit eingerechnet, dann sind 205.000 Menschen vom Faktor der Unterbeschäftigung betroffen. So wurden im September 57.900 arbeitslose Menschen mit den verschiedenen arbeitsmarktpolitischen Instrumenten gefördert worden. Darüber hinaus werden 8.800 Personen nicht als arbeitslos gezählt, weil sie entweder vorruhestandsähnliche Regelungen in Anspruch nehmen oder zurzeit krankgeschrieben sind. Gerade einmal 32.770 aller Arbeitslosen erhielten Arbeitslosengeld, also sind weniger als ein Jahr ohne Job. Der große Rest sind Hartz IV- und Sozialgeld-Empfänger, einige erhalten durch den hohen Verdienst ihrer Ehepartner gar keine Leistungen. Zudem gelten 269.103 Sachsen-Anhalter als arbeitsuchend. Hier sind auch die Zahlen derjenigen enthalten, deren Arbeitsverträge beispielsweise auslaufen.

Die Beschäftigung nahm zum Vorjahr leicht zu. Aktuell sind 749.800 Männer und Frauen (+1 Prozent) in Sachsen-Anhalt sozialversicherungspflichtig beschäftigt, ein Drittel der Bevölkerung des Landes. Der Zuwachs geht vor allem auf das Konto der Zeitarbeit, aber auch das Gesundheits- und Sozialwesen, das Baugewerbe, das Verarbeitende Gewerbe, die Verkehrs- und Lagerwirtschaft, das Gastgewerbe und Finanzdienstleister legten zu.

„Vielfältige Gründe haben zum Abbau der Arbeitslosigkeit beigetragen”, meint Kay Senius, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit. “Zum einen die günstigen Konjunkturdaten – der Binnenmarkt kommt in Fahrt und damit auch die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen.” Doch auch die älter werdende Bevölkerung hat ihren Anteil daran – viele Sachsen-Anhalter gehen in Rente.

Private und öffentliche Arbeitgeber meldeten dem Arbeitgeber-Service der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter im September 5.000 (gg. Vorjahr: +400 bzw. +9,0%) und seit Jahresbeginn 41.900 (gg. Vorjahr: +6.200 bzw. +17,3%) freie Stellen am ersten Arbeitsmarkt. Am stärksten werden Kräfte nachgefragt für Zeitarbeit und andere unternehmensnahe Dienstleistungen, im Verarbeitenden Gewerbe, in der Bauwirtschaft, bei Handel und Instandhaltung, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Gastgewerbe sowie in der Verkehrs- und Lagerwirtschaft.

Die Jugendarbeitslosigkeit ist weiter abgebaut worden. Im September waren 14.600 junge Erwachsene arbeitslos gemeldet (gg. Vormonat: -1.300 bzw. -7,9%; gg. Vorjahr: -4.000 bzw. 21,8%). „Dabei profitierten die jungen Menschen insbesondere vom Ausbildungsstart im September, aber auch von der Fachkräftenachfrage in der freien Wirtschaft. Darüber hinaus haben vor allem die Jobcenter Jugendlichen mit Qualifizierungsdefiziten oder schwerwiegenden sozialen Problemen individuelle Fördermöglichkeiten eröffnet“, erklärt der Chef der Landesarbeitsagentur. „ Entwickeln sich diese Kennzahlen weiter so positiv, wird im Bereich der unter 20jährigen in Zukunft die Arbeitslosigkeit de facto der Vergangenheit angehören. Das ist ein wichtiges Zeichen für die Jugendlichen, sie erhalten gute Einstiegschancen ins Berufsleben.“

Sorge bereitet Senius die Langzeitarbeitslosigkeit. Ihr Anteil an der Gesamtarbeitslosigkeit nähert sich wieder der 40-Prozent-Marke. Im September waren 46.700 Männer und Frauen bereits ein Jahr und länger ohne Beschäftigung (gg. Vormonat: -1.800 bzw. -3,8%; gg. Vorjahr: -1.700 bzw. -3,5%).
„Diese Menschen brauchen eine intensive, individuelle Beratung und Betreuung. Angesichts eines drohenden Fachkräftemangels werden auch ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten am Arbeitsmarkt gebraucht. Es lohnt sich also, sie gezielt zu fördern und beruflich zu qualifizieren.“

16 Jobcenter im Land nutzen das Bundesprogramm Bürgerarbeit, um rund 18.000 Langzeitarbeitslose intensiv zu aktivieren und einen Großteil von ihnen in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln oder auf Erwerbstätigkeit vorzubereiten. Seit Start des Programms Mitte Juli sind davon schon mehr als 10.000 der ausgewählten Personen zu Beratungsgesprächen eingeladen worden. Rund 280 von ihnen konnten in den ersten und rund 470 in den zweiten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Etwa 60 Personen haben laut Arbeitsagentur eine längerfristige berufliche Weiterbildung begonnen. „Das sind erste Ergebnisse. Aber für eine Bewertung ist es noch zu früh, denn die Aktivierungsphase läuft bis Mitte Januar 2011“, so Kay Senius.