Halle startet ins letzte Themenjahr

von 20. März 2010

Am Samstagmittag wurde mit einem Festakt im Freylinghausensaal der Franckeschen Stiftungen zu Halle an der Saale das letzte Themenjahr der Prof. Paul Raabe ins Leben gerufenen Gemeinschaftsinitiative „Halle an der Saale: Antworten aus der Provinz 2000-2010“ eröffnet. Unter dem Motto „Halle verändert“ soll am Ende nochmals der Blick auf die Stadt selbst gelenkt, auf die vielfältigen Facetten der Stadtentwicklung und -veränderung und auf eine lebendige Stadt, die sich verändert und Veränderungen hervorruft.

“Halle verändert – der Slogan lebt weiter”, sagte Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke zur Begrüßung mit Bezug auf die einstige Bewerbung Halles als europäische Kulturhauptstadt. “Veränderungen sind wir permanent ausgesetzt”, sagte er. “Wir haben nur die Wahl ob wir es über uns ergehen lassen oder wir aktiv mitgestalten.“ Francke selbst habe keine Angst vor Veränderungen gehabt, habe sie für notwendig erachtet. Die aktuell laufende Debatte zur Zukunft der Riebeck-Hochhäuser zeige indes, dass man den richtigen Riecher für das Motto des Themenjahres hatte. Auch sei es richtig gewesen, das Themenjahr mit der IBA 2010 zu verknüpfen. Man wolle das Interesse an der Stadt wach halten mit der diesjährigen Veranstaltungsreihe und aufzeigen, was sich in Halle geändert habe. Schon alleine an der Geschichte der Franckeschen Stiftungen in den letzten 20 Jahre lasse sich ablesen, welche positive Veränderung die Stadt erfahren habe.

Doch Veränderung? Etwas Positives sehen? Dafür sind ja die Hallenser nicht gerade berühmt für. “Ich habe vorhin zwei Freunde aus München vom Bahnhof abgeholt und zum Museum gebracht. Die freuten sich, wie toll Hale geworden ist.” Der Hallenser hingegen wurde da entgegnen. “Aber gucke mal da, das ist noch nicht fertig.” Sei Appell an die Hallenser: die Stadt solle sich mit “mehr Lächeln und Selbstbewusstsein” weiterentwickeln. Die Einwohner sollten stolz auf ihre Stadt sein.

“Eine Diva kann aber nur stolz sein, wenn sie das nötige Fundament hat”, entgegnete Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados in ihrer Begrüßungsrede. Doch so langsam komme das auch bei der Landesregierung an. “Schließlich strahlt das Land über seine Städte. Und Halle ist einer dieser Sterne.” Szabados erinnerte ebenso wie ihre Vorredner an den vollzogenen Veränderungsprozess. Vor 20 Jahren hätte im Freylinghausensaal 1 Meter hoch der Taubendreck gelegen. “Wer nicht sieht was sich in unserer Stadt verändert hat, der will es einfach nicht sehen.”

Den Festvortrag hielt der frühere Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee, hatte sich dabei das Thema “Die Stadt als Ort der Gegensätze: Vom Motor des Fortschritts bis zum sozialen Brennpunkt. Herausforderungen und Chancen für eine moderne Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert.” ausgewählt. Der Mensch sei ein Gewohnheitstier sagte er im Rahmen des Vortrags. “Aber wir müssen uns auf Veränderungen einlassen”, so Tiefensee. Er referierte über soziale Spannungen in der Gesellschaft, über Rückbau (Abriss), den Demografischen Wandel. Tiefensee hob im Rahmen es Vortrags noch einmal die europäische Stadt hervor. In den USA sei alles getrennt – Wohnen, Einkaufen, Arbeiten, Freizeit. Sei die Einkaufszeit vorbei, seien diese Stadtteile tot. Gehen die Leute zur Arbeit, seien die Wohnquartiere tot. Die europäische Stadt hingegen sei eine kompakte Stadt der kurzen Wege. Und dies sei ein Pfund im Wettbewerb gegen die USA, gegen Megacitys und Kunststädte in der Wüste.