100 Jahre Schulpalast

von 27. März 2009

(ens) In einer Turnhalle fing alles an: am Freitag hat das Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium in Halle (Saale) sein 100jähriges Jubiläum gefeiert. Zunächst ab 1909 mit 82 Schülern in den Räumen des Stadtgymnasiums untergebracht, konnte im April 1912 dann durch das Reformrealgymnasium das jetzige Gebäude in der Friesenstraße bezogen werden – von manchen gar als „Schulpalast“ bezeichnet.

1937 folgte die erste Umbenennung in Friedrich Nietzsche, zu DDR-Zeiten in Friedrich Engels. Seit 1990 trägt die Schule ihren jetzigen Namen. Heutiges Markenzeichen des Herder-Gymnasiums mit 562 Schülern und 54 Lehrern ist unter anderem der bilinguale Unterricht in Sozialkunde und Geschichte. Ab nächstem Schuljahr kommt noch Biologie hinzu. Schulleiterin Monika Käther-Zopf sagte, die Schule werde im Sinne Herders den Erfordernissen der Gegenwart gerecht.

Die Grußworte des Landes überbrachte Sachsen-Anhalts Staatsminister Rainer Robra Er nahm vor allem Bezug auf die europäische Komponente – waren die Herder-Schüler doch schon im europäische Jugendparlament vertreten. In diesem Zusammenhang appellierte Robra, am 7. Juni zur Europawahl zu gehen. “Freiheit und Demokratie haben nur Bestand, solange Menschen sich für sie einsetzen. Herder selbst würde sich heute in dem aufgeschlossenen Kreis der Schule wohlfühlen. In diesem Zusammenhang warnte Robra vor der Verteufelung des Internets. “Damals galt Lesen als gefährlich, man sprach von einer Lesesucht.” Beim heutigen Leitmedium sei es ähnlich, man dürfe aber nicht nur dessen Risiken, sondern auch dessen Chancen sehen.

Zum Festakt gekommen war auch der wohl berühmteste Schüler: Hans-Dietrich Genscher. Er legte am 15. April 1946 seine Reifeprüfung ab und hielt den Festvortrag zum 100. Geburtstag der Schule. Genscher wie auch die anderen Redner bezogen sich immer wieder auf den Gründungsschulleiter Georg Hanf, dem es nicht um die Anhäufung von Vielwissen ging, sondern um die Bildung des Geistes, des Charakters und des Herzens. Genscher lobte die Namenswahl auf Herder, eines Mannes, der für seine Zeit offen europäisch dachte.

Im Rahmenprogramm zeigten die Schüler ihr Können. Sei es ein umjubelter Klavierauftritt eines Sechstklässler, die Gesangseinlagen des Chors oder eine Theater-Zeitreise durch die Schulgeschichte. Im Flur waren zudem auf Schautafeln viele Projekte des Herder-Gymnasiums zu bestaunen.