Abgegebene Tiere füllen Heime

von 31. Dezember 2011

(dpa) Zu Weihnachten sollte es ein ganz besonderes Geschenk sein: ein Kätzchen für die Kinder, einen Dackel für die Großeltern. Doch die gut gemeinten Präsente fordern Hingabe, Geld und Verantwortung. Für einige Halter ist das zu viel. Deshalb werden ungewollte Vierbeiner kurz nach Weihnachten häufig wieder in Tierheime abgeschoben oder ausgesetzt. In den vergangenen Jahren hat dieser Trend zugenommen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa in Tierheimen und Tierschutzvereinen ergab. Leittragende sind die Auffangstationen, die bereits aus allen Nähten platzen. Vermittlungssperren in der Weihnachtszeit und Aufklärung sollen das Problem eindämmen.

Der große Andrang auf die Tierheime beginnt wie jedes Jahr wenige Wochen nach Weihnachten. «Wir erwarten im Verlauf des Januars eine stark erhöhte Tieraufnahme», erklärt Marion Dudla, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes, dem 16 Landesverbände mit mehr als 80 000 Mitgliedern angeschlossen sind.

Zu spüren bekommt das auch der Tierschutzverein in Halle. In den vorigen Jahren haben immer mehr Beschenkte ihre neuen Vierbeiner in dem seit 1990 aktiven Verein abgegeben. «Die erste Schwemme kommt in den Winterferien», sagt die Vereinsvorsitzende Marlis Koser. In dieser Zeit würden die neuen Halter zum ersten Mal vor die Wahl zwischen Urlaub und Tierbetreuung gestellt – oft zum Nachteil des Tieres.

Aber auch eine Tierhaarallergie, Geldmangel und Überforderung gehörten zu häufigen Abschiebegründen. Nach Weihnachten seien frei herumstreunende Katzen oder an Raststättenplätzen angeleinte Hunde keine Seltenheit, sagt Koser.

Auch der Tierschutzverein Magdeburg kennt das Problem am Fest der Liebe. «Die Tiere werden flott unter den Weihnachtsbaum gepackt und werden ebenso flott wieder abgegeben», sagt die Vereinschefin Gudrun Müller. Skrupel habe dabei kaum einer.

Um dem vorzubeugen, vermitteln daher viele Tierstationen kurz vor Weihnachten keine Hunde, Katzen und Nager mehr. Im Tierschutzverein Halle können Interessierte lediglich ein Tier reservieren, das Foto zu Weihnachten verschenken und nach den Feiertagen wieder kommen, erklärt Koser. Zudem sei der Trubel an Weihnachten ohnehin nicht die richtige Eingewöhnungszeit für das neue Familienmitglied, sagt die Leiterin des Tierheims in Wittenberg, Marion Malbrich.

Die Tierschützer fühlen sich mit dem Problem oft alleingelassen. Seitens der Veterinär- und Ordnungsämter käme zu wenig Unterstützung, rügt Müller. Es werde zu wenig in Ausbau und Erhalt der Auffangstationen investiert. Stattdessen werde zu skrupellosen Mitteln gegriffen. «Es gibt bereits Fälle, bei denen Schädlingsbekämpfer geschickt wurden, um herrenlose Katzen auf Halden zu töten», sagt Müller. Dies sei entsetzlich und keine Lösung.