B100: Schutzwände oder Tempolimit?

von 4. Dezember 2011

Lärm macht krank. Deshalb fordern Anlieger der B100 am Dessauer Platz in Halle (Saale) schon seit Jahren Lärmschutzwände. Letztmalig wandten sich Anwohner beim Bürgerforum vergangene Woche an die Verwaltung.

Dass Handlungsbedarf besteht, zeigen auch eigene Messungen der Stadtverwaltung. Schließlich gehören B100 und Dessauer Platz zu den lautesten Bereichen der Stadt. Und im Gegensatz zu den meisten anderen Straßen strahlt hier der Lärm auch weit ins Viertel hinein. Selbst 200 Meter entfernt werden Nacht 50 dB (A) gemessen, tagsüber sind es 60.Doch besonders betroffen die die Wohnblöcke im Eck Dessauer Straße / Berliner Chaussee. Gerade die nächstgelegenen Eingänge weisen Belastungen zwischen 65 und 75 dB (A) auf. Auch nachts sind es noch 60 dB (A). Ärztlichen Studien zufolge besteht bereits ab einer dauerhaften nächtlichen Belastung von 55 dB ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ab einer täglichen Belastung von 75 dB besteht eine Gefahr der Lärmschwerhörigkeit.

Doch was kann getan werden? Für Anwohnerin Ilona Theiß ist beim Bürgerforum klar, dass Lärmschutzwände hinmüssen. Das sagt sie schon seit Jahren, hatte Mitstreiter im Viertel gesucht. Doch angesichts der Ohnmacht gegenüber den Behörden gaben viele auf. Denn passiert ist all die Jahre nichts. Die Behörden schieben die Verantwortung jeweils immer auf die andere Behörde, beklagt Ilona Theiß.

Dabei ist eine schnelle Lösung doch ganz einfach, findet Hans-Joachim Kenneder. Er machte den Vorschlag, den Verkehr stadtauswärts ebenfalls auf 50 km/h zu begrenzen. So werde die B100 nicht mehr zur Beschleunigungsstrecke. "Denn ich höre jeden Schaltvorgang bei mir im Schlafzimmer", sagte er.

Möglicherweise kommt nun Bewegung in die Sache. Baudezernent Uwe Stäglin will sich der Thematik annehmen. Demnächst stünde ein Treffen mit dem Landesbetrieb Bau an, der für den Unterhalt von Bundesstraßen zuständig ist. Dabei soll auch über die B100 geredet werden. Zudem erwartet Stäglin einen Rückgang der Verkehrsbelastung mit Fertigstellung der Osttangente.

Die CDU ging bereits vor einigen Monaten noch einen Schritt weiter. Ihr Vorschlag: mit Solarzellen versehene Lärmschutzwände aufstellen. So könnte man die Wände durch die Einnahmen aus dem Stromverkauf finanzieren, lautete der Vorschlag. Seit dem prüft die Stadtverwaltung.