Bald längeres gemeinsames Lernen im Land?

von 26. April 2010

Drei Jahre saßen Politiker, Wissenschaftler und Verbandsvertreter zusammen. Am Montag haben sie im Bildungskonvent einen Kompromiss zum künftigen Schulsystem in Sachsen-Anhalt gefasst. So sollen Sekundarschulen weiterentwickelt werden, damit die Schüler auch in höheren Klassenstufen noch an das Gymnasium wechseln können. Zudem wurde beim Konvent beschlossen, ein längeres gemeinsames Lernen zu ermöglichen.

„Im Ergebnis einer konstruktiven Abschlussberatung in der Arbeitsgruppe „Schulstruktur“ konnte ein tragfähiger Kompromiss erzielt werden”, sagt Birke Bull von den Linken. Man begrüße ausdrücklich, dass sich Sachsen-Anhalt auf der Grundlage der Empfehlung des Bildungskonvents dem längeren gemeinsamen Lernen weiter öffnen soll. Zudem solle die Sekundarschule weiter gestärkt werden. “Das entspricht dem Ansatz der Linken nach deren besserer Durchlässigkeit sowie ihrer praxis- und technikorientierten Profilbildung. Die Linke sieht darin verbesserte Chancen für Jugendliche, die die Sekundarschule verlassen, notwendige Voraussetzungen für die Erlernung anspruchsvoller Berufe oder zum Einstieg für weiterführende Bildung zu erwerben. Die Fraktion Die Linke beabsichtigt, nach der Landtagswahl 2011 ein Schulreformgesetz auf den Weg bringen und nach gründlicher Diskussion mit allen Beteiligten, vor allem den Lehrerinnen und Lehrern, die Veränderung der Schullandschaft Sachsen-Anhalts Schritt für Schritt in Gang setzen. Das Ziel der Linken bleibt: Längeres gemeinsames Lernen in einer Schule für alle Kinder.“

Mit den gefassten Beschlüssen zur Schulstruktur konnte nach Ansicht der bildungspolitischen Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Eva Feußner, „die notwendige Kontinuität für das Schulwesen Sachsen-Anhalts gesichert werden“. „Gesetzliche Veränderungen an der Schulstruktur sind damit nicht zwingend notwendig. Die CDU kann zufrieden sein, weil keine neue Schulform für das Land Sachsen-Anhalt beschlossen wurde. Mit der Empfehlung, ´das Bildungssystem Sachsen-Anhalts auch für das längere gemeinsame Lernen weiter zu öffnen´, ist nicht zwangsläufig eine Veränderung des Status Quo gegen den Willen der Eltern und Lehrer verbunden. Die unterschiedlichen Änderungsanträge auch unserer Partei sind zum großen Teil unverändert angenommen beziehungsweise mit leichten Veränderungen befürwortet worden. Somit wurde ein breiter Kompromiss möglich. Insgesamt hat der Bildungskonvent dadurch ein Ende gefunden, das weitere Diskussionen zur Schulstruktur offen lässt“, sagte Feußner.

Katrin Budde, Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, sagte: „Nach einem langen Diskussionsprozess hat sich der Bildungskonvent heute auf einen vertretbaren Kompromiss zur künftigen Schulstruktur verständigt. Demnach wird empfohlen, das Schulsystem für das längere gemeinsame Lernen weiter zu öffnen. Es wird nun darauf ankommen, diese Erweiterung mit Leben zu erfüllen.“

Die bildungspolitische SPD-Sprecherin Rita Mittendorf betont: „Ich bin sehr erfreut, dass sich der Bildungskonvent dafür ausgesprochen hat, künftig auf den hauptschulabschlussbezogenen Unterricht zu verzichten. Wir haben immer gesagt, dass strukturelle Veränderungen im Schulsystem mit einer inneren Schulreform einhergehen müssen. Die heute im Bildungskonvent verabschiedeten Beschlüsse für eine höhere Selbständigkeit von Schulen und für mehr Mitbestimmung bei besonders wichtigen schulischen Entscheidungen können dazu beitragen, die Qualität schulischer Arbeit maßgeblich zu verbessern.“